Arbeit

Das Loch nach dem Urlaub

Es gibt ihn tatsächlich, den Post-Holiday-Blues. Doch man kann ihm vorbeugen – mit frühzeitiger Planung und mit der Unterstützung von Vorgesetzten und Kollegen.

04.08.2021

Von Amelie Breitenhuber, dpa

Und morgen wieder arbeiten! Mit diesem Gedanken endet für viele der Sommerurlaub. Und ziemlich schnell verfliegt während der ersten Arbeitswoche dann auch die entspannte Stimmung. Lässt sich der Erholungseffekt nicht noch länger bewahren? Experten geben Tipps.

Was ist das Post-Holiday-Syndrom? Beim Post-Holiday-Syndrom, dem Blues nach dem Urlaub, geht es darum, dass Beschäftigte direkt nach dem Urlaub Stimmungs- und Leistungstiefs im Job erleben, erklärt Robin Kaufmann vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung in Konstanz. Die Bezeichnung Syndrom sei dabei eigentlich nicht ganz korrekt. „Es geht nicht um eine Krankheit, sondern um einen relativ kurzfristigen Effekt.“

Wie kommt es dazu? Ausgelöst wird das Leistungstief, weil der Körper nach dem Urlaub im Entspannungsmodus ist und sich erst wieder an die Arbeitsbelastung gewöhnen muss. „Vielleicht hatte man andere Schlafzeiten im Urlaub und muss sich erst wieder ans frühe Aufstehen gewöhnen. Das kann eine große Umstellung sein.“ Man sehnt sich zurück, die Stimmung ist im Keller. Das alles verstärkt den Stress. Das könne bis zur Post-Holiday-Depression gehen, sagt Kaufmann. Heißt: Betroffene kämpfen zum Teil auch mit katastrophisierenden Gedanken.

Wie lässt sich das umgehen? Experten raten grundsätzlich zu einem sanften Wiedereinstieg in den Job. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) etwa empfiehlt, sich den ersten Tag im Job weitestgehend freizuhalten. So kann man stressfrei E-Mails abarbeiten und eine Planung für die kommenden Tage erstellen. Auch wer im Schichtdienst tätig ist, sollte darauf achten, dass Zeit für eine Übergabe ist. Kaufmann zufolge setzen Beschäftigte idealerweise schon früher an. „Am besten gibt man sich noch in der Urlaubszeit zwei bis drei Tage Übergangsfrist zu Hause“, sagt er. „Dann kann man ankommen, den Schlafrhythmus anpassen und sich innerlich wieder auf Arbeit einstellen.“

Und am Arbeitsplatz selbst? Ein Trick, um sich den Jobstress noch etwas vom Hals zu halten, kann auch sein, automatische E-Mail-Antworten nach der Rückkehr noch für ein oder zwei Tage weiterlaufen zu lassen. „Dann kommen nicht gleich alle Kunden am ersten Tag nach dem Urlaub auf einen zu“, rät Kaufmann. Anstehende Aufgaben sollte man am besten so wählen, dass man nicht direkt wieder in den vollen Projektstress eintaucht. Besser seien kurze Aktivitäten und ein Terminplan, in dem man To-dos in überschaubare Einheiten gliedert.

Was kann man sonst noch tun? Kaufmann rät dazu, die Entspannung aus dem Urlaub in den Alltag mitzunehmen. Etwa, indem man ausreichend Pausen macht, mit Kolleginnen und Kollegen beim Kaffee Urlaubserlebnisse austauscht, kleine Achtsam- und Meditationsübungen in den Alltag einbaut oder einfach mal in Urlaubserinnerung schwelgt.

Was hilft gegen das Grauen vor dem ersten Arbeitstag? Wer regelmäßig darunter leidet, dass schon gegen Ende des Urlaubs die Gedanken an Arbeit überhand nehmen, könne überlegen, schon vor dem Urlaub mit der Planung für die Rückkehr anzufangen. „Da geht es etwa darum, Postfächer für Kolleginnen und Kollegen freizugeben oder zum Beispiel Projekte vor dem Urlaub abzuschließen, sodass man dann nach dem Urlaub neu starten kann“, sagt Psychologe Kaufmann. Auch To-do-Listen – am besten in kleineren Einheiten – helfen, um nach dem Urlaub klare Schritte zu haben, an denen man sich orientieren kann.

Was kann die Führungskraft und das Team für Urlaubsrückkehrer tun? Kaufmann rät Führungskräften, Zeit für Persönliches zu schaffen. „Führungskräfte sollten Interesse aufbringen für die Erlebnisse der Mitarbeiter, für die der Urlaub ja etwas Besonderes war.“ Laut INQA ist zudem die organisatorische Ebene wichtig. Dazu gehört, dass die Führungskraft gute Vertretungslösungen und eine Übergabestruktur schafft. Nach der Rückkehr können strukturierte Briefings für Mitarbeiter Orientierung geben. Nicht zuletzt sollten Führungskräfte ihren Mitarbeitern vermitteln, dass Pausen und ein pünktlicher Feierabend auch bei einer großen Menge an Aufgaben wichtig und in Ordnung sind.

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Erstellt:
04.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 04.08.2021, 06:00 Uhr

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