Unser Ort des Tages

Das Ende einer kulinarischen Ära

Mit der Schließung der Mensa Wilhelmstraße am 26. Juli endete auch die Zeit der Prägetabletts.

15.08.2019

Von Felix König

Rest in Peace (R.I.P.) Mensa: Eine Gedenkstätte erinnert an die Prägetablett-Ära.Bild: Felix König

Rest in Peace (R.I.P.) Mensa: Eine Gedenkstätte erinnert an die Prägetablett-Ära.Bild: Felix König

Am Anfang stand immer der ritualisierte Blick auf die Tafel mit dem Speiseplan. Machte man sich anschließend daran, den ersten Stock des Mensagebäudes in der Tübinger Wilhelmstraße zu erklimmen, konnte man schon von der hölzernen Treppe aus die gewaltigen Ausmaße der Schlange an den Drehkreuzen vor der Essensausgabe erahnen – zumindest wenn beispielsweise der allseits beliebte „Schwabenteller“ als Tagesgericht angeboten wurde. Gab es hingegen Tofufladen in Sesam-Tempura auf Tomaten-Gemüse-Sugo mit Rauke und Duftbruchreis, hielt sich der Ansturm in aller Regel in Grenzen.

Hatte man dann das Drehkreuz passiert und den einheitlichen Menüpreis von 3,10 Euro von seinem Studierendenausweis abgebucht bekommen, wartete man voller Vorfreude am Ende des
Tablettförderbandes und schaute den Mensa-Angestellten fasziniert dabei zu, wie sie mit gekonnten, schwungvollen Hand- bzw. Schöpfkellenbewegungen das Essen liebevoll auf die Prägetabletts mit ihren verschiedenen Abteilungen klatschten.

Die Tabletts in der Mensa Wilhelmstraße genossen unter Tübinger Studierenden längst Kultstatus. Jeden regelmäßigen Mensagänger verband eine tiefe Hassliebe mit den legendären „Knasttabletts“. Am 26. Juli endete diese Ära. An diesem Tag wurde das letzte Essen in der Baumgarten-Mensa für mehr als acht Semester ausgegeben – und das letzte Prägetablett aller Zeiten ging über das Förderband. Nach der auf mindestens vier Jahre veranschlagten Sanierung wird es in der Wilhelmstraße keine Prägetabletts mehr geben – ebenso wenig wie im Mensa-Provisorium in der Shedhalle, das am 16. September den Betrieb aufnehmen soll. Nun wurde – offenkundig von trauernden Mensa-Freunden – eine Gedenkstätte vor dem Mensagebäude in der Wilhelmstraße eingerichtet: Ein trauriges Prägetablett mit Grablichtern erinnert an eine vergangene kulinarische Ära.

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Erstellt:
15.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 50sec
zuletzt aktualisiert: 15.08.2019, 01:00 Uhr

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