Tübingen
Damals und heute: Hof des Bürgerheims
Man kann ein wenig der Uhlandstraße der 50er Jahre hinterhertrauern. Beim Hof des Bürgerheims ist das anders.
Was sowohl an den inzwischen verputzten und mit angenehmen Farben gestrichenen Fassaden liegt, als auch am Grün des Rasens (okay, aktuell: gelb verdorrt), der mittlerweile angelegt wurde. Auch die durchbrochenen Steinumrandungen machen sich gut. Und dann gibt es glücklicherweise immer noch überall Fensterläden. Wie es ohne Altstadtsatzung und Ensembleschutz in der Innenstadt aussähe, mag man sich gar nicht ausmalen. Dies hier ist jedenfalls eine schöne Oase in der Stadt, die auch gern beim Bücherfest genutzt wird (oder beim Vielklang-Festival). Noch einen Grund für das positive Fazit gibt es, eigentlich sogar zwei (aber es ist nur einer im Bild): Die beiden große Bäume im Hof wurden weder abgeholzt noch segneten sie anderweitig das Zeitliche. Sie gewannen an Umfang, gedeihen prächtig.
Früher hieß der Platz übrigens „Spitalhof“. Das Haus vorne rechts war erst Waschhaus, dann bis 1870 Volksküche und Industrieschule. Heute wird es von der Tübinger Familien- und Altershilfe genutzt. Links das städtische Sozialamt, in das 1961 Glasbausteine eingebaut wurden. In der alten Industrieschule rechts daneben wurden 1958 Klassenzimmer der Pestalozzischule eingerichtet, im offenen Schuppen (rechts davon) wurde eine Schultoilette installiert - weshalb die Aufnahme dieses Fotos auf jeden Fall vor 1958 datiert. Zur Orientierung: Rechter Hand, nicht im Bild, wäre im aktuellen Foto das Bürgerheim, im Rücken des Fotografen befindet sich das Bürgeramt. Das Bild aus den 50er Jahren zeigt, womit man damals, neben Kohle und Öl, viel heizte: Mit Holz. Das hatte unter anderem den Vorteil, dass es nicht aus Russland importiert werden musste beziehungsweise nicht gedrosselt werden konnte. Aber das ist eine Betrachtung von heute. Das Gatter rechts, offenbar die Seitenbegrenzung einer Treppe zu einem Kellereingang, gibt es heute nicht mehr. Schade eigentlich. Vermutlich wurde es irgendwann in den sechziger oder siebziger Jahren mitsamt anderem Metallschrott entsorgt und kein Mensch fand Verwendung dafür. Vermutlich fiel es nicht mal jemand auf.