Fußball

DFB wendet Drittliga-Aus ab

Nach dem vom DFB angeprangerten „unwürdigen Schauspiel“ der vergangenen Wochen um die 3. Liga hat der Bundestag für Klarheit gesorgt: Die Saison wird fortgesetzt. Der Verband fordert nun Einigkeit in der Umsetzung.

26.05.2020

Von DPA

Erstmals virtuell: Fritz Keller (l.), DFB-Präsident, und Dr. Friedrich Curtius, beim Außerordentlichen DFB-Bundestag. Foto: Thomas Böcker/dpa

Erstmals virtuell: Fritz Keller (l.), DFB-Präsident, und Dr. Friedrich Curtius, beim Außerordentlichen DFB-Bundestag. Foto: Thomas Böcker/dpa

DFB-Boss Fritz Keller lächelte nach dem klaren Votum für eine Saison-Fortsetzung in der 3. Liga zufrieden in die Kamera. Trotz des heftigen Widerstandes einiger Vereine blieb die große Revolution beim historischen virtuellen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aus – nach der Bundesliga und 2. Bundesliga rollt der Ball ab Samstag auch wieder in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.

„Wir haben gelebte Demokratie erlebt und Handlungsfähigkeit bewiesen. Ich hoffe, dass alle dieses demokratische Votum akzeptieren“, rief Keller am Ende der dreistündigen Sitzung den Delegierten der Landes- und Regionalverbände zu und mahnte: „Ich appelliere an alle: Keine Tricks mehr und keine Verweigerungshaltung. Jetzt gilt es fair zu spielen, um den Fußball in diesem Land zu retten.“

Zuvor waren bei der Zusammenkunft des „Fußball-Parlaments“ am Montag vor allem die Gegner einer Saison-Fortsetzung zurechtgestutzt worden – erst verbal und dann dank einer klaren Stimmenmehrheit. Der Antrag aus Sachsen und Sachsen-Anhalt auf den Abbruch der aktuellen Spielzeit kam danach gar nicht mehr zur Abstimmung, der auf eine künftig zweigleisige 3. Liga hatte keine Chance. Allerdings sieht der DFB hier Handlungsbedarf und beschloss deshalb die Gründung einer Taskforce. Diese soll sich mit der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit der 3. Liga befassen.

Dem Verband bleibe „gar keine andere Wahl, als die 3. Liga fortzusetzen. Es sollte jedem einleuchten, dass eine nationale Liga spielen können muss, selbst wenn das in zwei Bundesländern noch nicht möglich ist“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Andernfalls käme man vereinbarten Pflichten nicht nach, was mit hohen finanziellen Risiken verbunden wäre. „Wir müssen uns nicht nur mit dem Jetzt, sondern auch mit der Zukunft befassen.“ Der DFB sei „nicht der Spielball einiger weniger, die noch dazu untereinander zerstritten sind“.

Mit der großen Mehrheit von 220 von 250 Stimmen votierten die Delegierten für eine Fortsetzung der 3. Liga. Somit steht fest, dass die Saison wie geplant am 30. Mai fortgesetzt wird und die verbleibenden elf Spieltage bis zum 4. Juli in englischen Wochen durchgezogen werden. „Ich würde mir wünschen, dass wir zu Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zurückfinden“, sagte Koch.

Ein Wunsch, der sich auf absehbare Zeit wohl nicht erfüllen wird. Denn kurz vor dem Bundestag kam Anwaltspost vom Halleschen FC. „Wir haben durch unseren Anwalt die bestehende Wettbewerbsverzerrung beim DFB angezeigt und diesen aufgefordert, gleiche Bedingungen für alle mit mindestens 14 Tagen Mannschaftstraining zu schaffen. “, sagte Präsident Jens Rauschenbach der „Mitteldeutschen Zeitung“. DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius kündigte eine Prüfung an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass am Samstag gespielt werden muss. „Wenn ein Team nicht antritt, wird das Spiel für die gegnerische Mannschaft gewertet“, stellte er klar.

Düster könnte es für die DFB-Finanzen aussehen, wenn die Coronavirus-Pandemie bis zum Ende des Jahres keine Länderspiele zulässt. „Der DFB befindet sich in der tiefsten wirtschaftlichen Krise seiner Existenz“, sagte Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Im schlechtesten Fall rechnet der DFB mit einem Verlust von 77 Millionen Euro bis zum Ende des Jahres, womit die Rücklagen um 13,9 Millionen Euro überschritten wären. „Es würde aber nicht zur Insolvenz des DFB führen“, sagte Osnabrügge.

Der Funktionär hob die Bedeutung von Länderspielen und des DFB-Pokals hervor. Der Spielbetrieb der Nationalmannschaft generiert allein 59 Millionen Euro, der Pokal zehn Millionen. Man werde extrem sparsam agieren, um den Verlust für den Deutschen Fußball-Bund so weit wie möglich zu reduzieren. dpa

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Erstellt:
26.05.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 26.05.2020, 06:00 Uhr

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