Hooligans
DFB distanziert sich von Krawallmachern
Spieler und Verbandsobere wenden sich gegen die Urheber der schweren Verbalattacken in Prag.
Prag. Mit einer gecharterten Propellermaschine war die Nationalmannschaft bereits kurz nach Mitternacht von Prag in Richtung Stuttgart abgehoben, dagegen saß der Verbandsoberste am Morgen in der ersten Linienmaschine nach München. Reinhard Grindel, der gemeinsam mit Reinhard Koch, seinem Vize, unterwegs war, blickte finster drein.
Die Entgleisungen, die sich deutsche Zuschauer rund um das WM-Qualifikationsspiel geleistet hatten, waren dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bunds spürbar auf den Magen geschlagen. Seine Nachricht auf der Medienplattform Facebook hatte er bereits vor dem Abflug aus Tschechien formuliert. „Wir wissen die Unterstützung der friedlichen Zuschauer für die Mannschaft zu schätzen“, so schrieb Grindel. „Aber wir werden niemals faschistische, rassistische, beleidigende oder homophobe Schlachtrufe dulden. Gemeinsam – als Mannschaft, Fans und DFB – müssen wir uns diesen Krawallmachern entgegenstellen.“
Aus einem Pulk von etwa 200 Personen waren in der Eden-Arena vereinzelte Sieg-Heil-Rufe schwer beleidigende Parolen gegen den DFB und einzelne Akteure zu hören gewesen. Auch die beiden Nationalhymnen und eine Schweigeminute für zwei verstorbene tschechische Fußballfunktionäre vor dem Spiel wurden mit unflätigen Verbalattacken gestört.
„Zutiefst verachtenswert“
Die Mannschaft um Kapitän Thomas Müller verzichtete nach dem Schlusspfiff schließlich auf denGang in die deutsche Fankurve. „Das war so weit daneben, dass sich die Frage gar nicht stellte“, sagte Mats Hummels. „Timo Werner wurde beleidigt, bepöbelt, dann fangen die Fans an, diesen Scheiß zu rufen. Da distanzieren wir uns komplett von, damit wollen wir nichts zu tun haben.“
Der Bundestrainer legte nach. „Ich bin voller Wut!“, so schimpfte Joachim Löw. „Ich bin sehr, sehr angefressen, dass einige sogenannte Fans die Bühne des Fußballs benutzen, um mit ihrem oberpeinlichen Auftreten viel Schande über unser Land zu bringen. Wir sind nicht deren Nationalmannschaft, das ist unterste Schublade und zutiefst verachtenswert.“ Armin Grasmuck