Fußball

DFB beklagt „Verwässerung des WM-Starterfeldes“

Die Fifa-Entscheidung für eine Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften löst in Europa wenig Begeisterung aus. Die Sorge um die Attraktivität des Spiels wächst.

11.01.2017

Von DPA/SID

Vergleichsweise übersichtlich war die Eröffnungsfeier  der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in München. 32 Flaggen waren in der Allianz Arena zu sehen. Von 2026 an wird es mit 48 Teams wesentlich schwieriger werden, alle Teilnehmer zu präsentieren. Foto: dpa

Vergleichsweise übersichtlich war die Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in München. 32 Flaggen waren in der Allianz Arena zu sehen. Von 2026 an wird es mit 48 Teams wesentlich schwieriger werden, alle Teilnehmer zu präsentieren. Foto: dpa

Der DFB sorgt sich nach der Entscheidung des Weltverbandes Fifa für eine WM mit 48 Mannschaften um die Zukunft des Fußballs. „Meine große Sorge ist, dass sich das Spiel an sich verändert, dass die Attraktivität leidet. Wir alle lieben Spiele, in denen sich die Mannschaften mit offenem Visier begegnen. Nun sehe ich aber die Gefahr, dass wir künftig vermehrt defensiv eingestellte Teams sehen könnten“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Entsprechend zeigte sich der 55-Jährige „nicht glücklich mit dieser Entscheidung“. Er hätte sich „vor allem gewünscht, dass alle wichtigen Fragen zu Organisation und Modus komplett geklärt sind. Da der Beschluss aber im Fifa-Council einstimmig getroffen wurde, gilt es nun, ihn zu respektieren und den Blick nach vorn zu richten“. Allerdings müsse „bei allem Verständnis und Sympathie für die Bestrebungen, den Fußball auch weiter in Regionen Afrikas und Asiens zu entwickeln, jedem auch klar sein, dass es allen dient, den elementar wichtigen Kernmarkt Europa auch bei den Startplätzen weiter stark abzubilden“. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff meinte: „Ich kann jeden verstehen, der die Aufstockung des Starterfeldes als eine Verwässerung empfindet. Auch für mich fühlen sich 48 Teams bei einer WM als zu viel an“, sagte der Europameister von 1996.

Groß, größer, WM. Die historische Entscheidung fürs XXL-Format hat auch bei Bundestrainer Joachim Löw Unverständnis ausgelöst: „Ich finde das bisherige Format mit 32 Teams immer noch gut und kann aus rein sportlicher Sicht einer Aufstockung nichts abgewinnen.“ Im Eiltempo hatte die Fifa die besonders in Europa umstrittenen Pläne von Präsident Gianni Infantino für das Mega-Event durchgewunken. In neun Jahren wird der Weltmeister erstmals bei einem Turnier mit 48 Mannschaften gekürt. Auch die von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge angeführte Vereinigung der europäischen Spitzenclubs reagierte umgehend empört und beklagte, in die Entscheidung nicht adäquat eingebunden gewesen zu sein.

Entscheidung im Eiltempo

Das Fifa-Council beschloss die Aufstockung um satte 50 Prozent bei seiner Sitzung in Zürich im Blitzverfahren. Nach nur etwas mehr als 90 Minuten wurde die Nachricht vom Weltverband per Twitter verkündet. Das Mega-Turnier soll der Fifa Mehreinnahmen von rund einer Milliarde Dollar bringen. Politische und ökonomische Gründe sprachen für die Aufblähung – sportlich ist das Format höchst diskutabel. Statt der bislang acht Gruppen mit jeweils vier Teams wird es in neun Jahren in der Vorrunde 16 Gruppen mit je drei Mannschaften geben. Voraussichtlich werden die Teams auf den Plätzen eins und zwei jeder Gruppe in die neue K.o.-Zwischenrunde einziehen. Danach geht es wie beim bislang üblichen 32er-Format mit dem Achtelfinale weiter. Der Weltmeister muss somit bis zum Titel wie bislang sieben Spiele absolvieren. Darauf hatten die Kritiker aus Europa massiv gedrängt. Andere Details zur Mega-WM wollte die Fifa erst nach Ende der Sitzung bekanntgeben.

Man müsse diese Einzelheiten vor einer Bewertung abwarten, sagte Bayern-Coach Carlo Ancelotti im Trainingslager in Katar. Die Fifa habe versprochen, dass sie die Zahl der Spiele für jedes Team nicht ändern werde. Der Kalender ist dem Italiener aber ohnehin zu voll.

Die Gesamtzahl der WM-Spiele steigt voraussichtlich von 64 auf 80 Partien. 2018 und 2022 findet die WM noch mit 32 Teams statt, da für die Turniere schon entsprechende Marketing-Deals abgeschlossen sind. Den Fifa-Funktionären lagen insgesamt vier Reformmodelle vor, darunter zwei mit 40 Teams, die durch andere Vorrundenkonstellationen noch mehr WM-Spiele bedeutet hätten. Diese Varianten wurden abgelehnt, wie auch das Format mit einer Playoffrunde vor dem eigentlichen Turnierstart. Der WM-Gastgeber wird erst im Jahr 2020 bestimmt. Als Favoriten gelten die USA und Kanada, eventuell als Co-Ausrichter. Auch Mexiko könnte dazustoßen. sid/dpa

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Erstellt:
11.01.2017, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.01.2017, 06:00 Uhr

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