Pandemie
Covid-Studie: Wie gut wirkt Blutplasma von Genesenen?
Transfusionsmediziner erforschen eine mögliche neue Therapie für schwer erkrankte Corona-Patienten. Es werden noch Probanden gesucht.
Ulm. Weltweit arbeiten Forscherinnen und Forscher an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus. Der soll verhindern, dass man sich überhaupt erst infiziert und im Idealfall eine längerfristige Immunisierung bewirken. Doch auch Blutplasma genesener Covid-19-Patienten könnte bald eine Therapieoption werden: zur Behandlung schwer erkrankter Patienten, bei denen die Krankheitsverläufe dadurch deutlich abgemildert würden.
Ob, und wenn ja wie erfolgversprechend diese Behandlungsmethode ist, untersucht nun eine vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Studie am Institut für Klinische Transfusionsmedizin (IKT) in Ulm, einer Einrichtung des DRK-Blutspendedienstes. Sie soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Auch die Unikliniken Mannheim und Frankfurt sowie die Berliner Charité sind mitbeteiligt. Um statistisch verlässliche Daten zu bekommen, brauche man 106 Studienteilnehmer, sagt Dr. Sixten Körper, Facharzt für Transfusionsmedizin und Studienleiter am IKT.
Als Plasma-Spender kommen all jene infrage, die kürzlich eine Infektion mit Sars-CoV-2 durchgemacht haben und nun auf dem Weg der Besserung oder auch wieder völlig gesund sind, erläutert Körper. Den Probanden werden nach einer entsprechenden Voruntersuchung schließlich (je nach Körpergröße) zwischen 650 und 850 Milliliter Blutplasma entnommen, im Fachjargon Rekonvaleszenzplasma genannt. Daraus ließen sich jeweils bis zu drei therapeutische Dosen gewinnen, die dann akut schwererkrankten Covid-Patienten verabreicht werden könnten.
Warum die Forscher hoffnungsvoll sind? Bekannt sei, dass das Immunsystem nach einer überstandenen Virusinfektion im Normalfall Antikörper bildet, die einen vor einer erneuten Infektion mit dem gleichen Virus schützen, sagt Körper. Warum manche Menschen mehr und andere weniger Antikörper bilden, ist zwar noch nicht geklärt. Aber stets befinden sich diese Antikörper im Plasma, dem flüssigen Teil des Blutes.
„Mittlerweile gibt es gute Hinweise dafür, dass gespendetes Plasma von Menschen mit Antikörpern auch anderen Patienten helfen kann, die gleiche Infektion besser zu überwinden“, sagt Körper. Dies wisse man etwa von anderen Virusinfektionen, zum Beispiel von Erkrankungen durch mutierte Grippeviren.
Auch wenn die Plasmaspende beim Empfänger im Idealfall schnell wirkt, weil die darin enthaltenen Antikörper das Virus neutralisieren: Ein Schutz vor einer möglichen erneuten Infektion wie bei einer Impfung gehe damit wohl nicht einher, erklärt der Mediziner. Allerdings werde die körpereigene Bildung von Antikörpern durch das Plasma nicht gestoppt. „Nach der Plasmagabe verschwinden die übertragenen Antikörper zwar wieder, aber der Patient entwickelt weiterhin selber welche.“
Info Kürzlich genesene Covid-Patienten, die Interesse haben, an der Studie teilzunehmen, können sich bei der Blutspendezentrale melden: entweder per E-Mail (plasma-ulm@blutspende.de) oder telefonisch unter (0731) 15 05 37 (von 8 bis 15 Uhr).