Covid-19

Bundesweiter Trend: Corona-Patienten meist ungeimpft

Verschobene Operationen, knappe Betten: Die Lage in den Krankenhäusern verschärft sich. Zehn Kliniken berichten.

13.11.2021

Von Julia Horn

In den Intensivstationen sind laut der Intensivmediziner-Vereinigung DiVi nur noch zehn Prozent der Betten frei. Foto: Peter Kneffel/dpa

In den Intensivstationen sind laut der Intensivmediziner-Vereinigung DiVi nur noch zehn Prozent der Betten frei. Foto: Peter Kneffel/dpa

Berlin. Die vierte Corona-Welle schwappt mit voller Wucht über Deutschland. 263,7 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zählt das Robert-Koch-Institut am Freitag – so viele wie noch nie. Das wirkt sich auch auf die Intensivstationen aus. Laut der Intensivmediziner-Vereinigung sind dort nur noch zehn Prozent der Betten frei. So ist die Lage in den deutschen Kliniken.

„Etwa 90 Prozent der Corona-Patienten auf der Intensivstation sind nicht geimpft“, sagt Benjamin Waschow, Pressesprecher des Uniklinikums Freiburg. Ähnliches berichtet Anica Heipl, Pressesprecherin der Tübinger Uniklinik: Zwölf von 20 Corona-Patienten liegen dort auf der Intensivstation und „alle zwölf sind ungeimpft“. Aktuell verschieben die beiden Kliniken zwar noch keine Operationen, „sollten die Zahlen aber weiter steigen, so kann diese Situation eintreten“, sagt Waschow.

Im Klinikum Stuttgart ist es bereits soweit. „Planbare Eingriffe sind etwas eingeschränkt“, sagt der Medizinische Vorstand, Professor Jan Steffen Jürgensen. Derzeit würden nur 80 Prozent der normalen OP-Kapazität erreicht. Grund sei die hohe Auslastung der Intensivstationen. 13 Corona-Patienten werden dort versorgt, dazu kommen 29 auf der Normalstation. „Eine große Mehrheit ist ungeimpft“, sagt Jürgensen.

Personal an Belastungsgrenze

Diesen Trend bestätigt auch Nina Schnürer von der Uniklinik Ulm. Zahlen nennt die Pressesprecherin nicht. Sie sagt aber: „Der Anstieg der Patientenzahlen stellt das UKU vor spezifische Herausforderungen.“ Vor allem beim Personal gebe es Kapazitätsgrenzen. Die Belastungen der vergangenen Monate hätten zu Ausfällen und Arbeitsreduzierungen geführt.

„Viele Ärzte und Pfleger arbeiten am Limit“, sagt auch Oliver Grieve, Pressesprecher des Uniklinikums Schleswig-Holstein. Aktuell seien in Lübeck und Kiel noch 34 Betten frei. Zur Not könne die Kapazität erhöht werden, wie auch in der ersten Corona-Welle. „Dann müssten wir aber Personal mobilisieren und Operationen absagen“, sagt Grieve.

Darunter leiden dann andere Patienten. „Wir müssen bedenken, dass wir jeden Tag auch Menschen mit Schlaganfall, Herzinfarkt oder schweren Verletzungen aufnehmen müssen“, sagt Anja Brandt, Pressesprecherin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Aktuell gebe es bei ihnen nur noch wenige freie Betten im Intensivbereich. 90 Prozent der Corona-Patienten seien auch dort ungeimpft, „obwohl fast alle Risikofaktoren haben.“

Das gleiche Bild zeigt sich in Düsseldorf: „Auf der Intensivstation sind Geimpfte die große Ausnahme“, sagt Tobias Pott, Pressesprecher des Uniklinikums. Wie viele der dort untergebrachten neun Corona-Patienten keine Impfung haben, will er aus Datenschutzgründen nicht sagen. Verschobene Operationen gebe es aber noch nicht. „Das kann aber noch kommen.“

So wie im Leipziger Uniklinikum. Dort liegen 19 Corona-Patienten auf der Intensivstation, 75 Prozent davon ungeimpft. Die Kapazitäten für ihre Behandlung mussten erweitert werden, sagt Pressesprecher Markus Bien. „Dafür wird die Zahl der Operationen um 30 Prozent verringert.“ In der Berliner Charité ist die Lage noch angespannter: 120 Corona-Patienten werden derzeit behandelt und seit Dienstag alle planbaren Eingriffe abgesagt.

Entspannter geht es am Uniklinikum Brandenburg an der Havel zu, berichtet Pressesprecher Björn Saeger. Nur einen Corona-Patienten behandele man dort, auf der Normalstation seien es zwölf. Operationen habe man bisher nicht verschieben müssen. „Da sind wir momentan aber leider eher die Ausnahme.“

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Erstellt:
13.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 13.11.2021, 06:00 Uhr

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