St. Johann

Brand in Pferdehof: 7 Tiere tot, Frau bei Rettungsversuch verletzt

Am Montagabend brannte es in einem Pferdehof in St. Johann-Upfingen: Eine Frau wurde leicht verletzt, 7 Pferde starben. Vernichtet wurde wohl auch die wertvolle Kutschensammlung der Besitzer. Der Schaden geht in die Hunderttausende Euro.

20.12.2022

Von job

Die Feuerwehr beim Löschen des Feuers: Im Gebäude befand sich auch die wertvolle Sammlung an Oldtimer-Kutschen der Besitzer. In den Stallungen verendeten sieben Pferde, zwei konnte die Eigentümerin noch ins Freie bringen. Dabei erlitt sie eine Rauchgasvergiftung. Bild: SDMG / Kohls

Die Feuerwehr beim Löschen des Feuers: Im Gebäude befand sich auch die wertvolle Sammlung an Oldtimer-Kutschen der Besitzer. In den Stallungen verendeten sieben Pferde, zwei konnte die Eigentümerin noch ins Freie bringen. Dabei erlitt sie eine Rauchgasvergiftung. Bild: SDMG / Kohls

Meterhoch schlagen am Montag Flammen aus dem Giebel eines Bauernhauses im St. Johanner Ortsteil Upfingen in den Nachthimmel. Um 22 Uhr rufen deshalb mehrere Leute die Feuerwehr. Als die anrückt, sehen die Feuerwehrleute bereits aus der Ferne den Feuerschein, wie St. Johanns Feuerwehrkommandant Ewald Höh es am Dienstag dem TAGBLATT schilderte. Zu dem Anwesen, einem Pferdehof, der auch Kutschfahrten auf der Alb anbot, gehörten auch Stallungen. Darüber war das Heu- und Strohlager: „Das muss schlagartig durchgezündet haben“, sagte Höh. Aus den sechs Ortsteilen sind die freiwilligen Feuerwehren im Einsatz, unterstützt von der Wehr aus Bad Urach: Nur die hat eine Drehleiter. Die wird auch gebraucht, denn der Dachstuhl brennt da bereits auf 20 Metern Länge. Direkt daran angebaut ist das Haus der Nachbarn. Durch viel Löschwasser von oben kann es so heruntergekühlt werden, dass der Giebel zwar beschädigt wird, es aber selbst kein Feuer fängt: „Das haben wir halten können“, stellt Höh fest, „da muss ich meinen Leuten ein großes Lob aussprechen.“ Auf dem Nachbargrundstück lagern außerdem zahlreiche Gasflaschen. Auch die kann die Feuerwehr vor den Flammen schützen. Nach zwei Stunden sind die größtenteils erstickt, der Einsatz geht mit letzten Nachlöscharbeiten aber noch bis zum Dienstagmittag. Der Pferdehof allerdings wird vom Feuer nahezu komplett zerstört.

Zu dem Anwesen gehörten auch Garagen und Ställe, in denen die Kutschpferde standen, oder solche, die gerade dazu ausgebildet wurden. Die 58-jährige Bewohnerin hatte noch versucht, die Tiere vor Rauch und Flammen in Sicherheit zu bringen. Dabei erlitt sie eine Rauchgasvergiftung. Der Rettungsdienst brachte sie in eine Klinik. Der 57-jährige Eigentümer blieb unverletzt.

Letztlich kamen von den Pferden aus dem Stall nach Angaben der Wehr nur zwei Pferde mit dem Leben davon. Das Schicksal der übrigen sieben zeigt sich erst, als mit einem Bagger die Trümmer auseinandergezogen werden, um an die Glutnester heranzukommen: Sie verendeten im Stall. Zur Suche nach den geflüchteten Pferden war zeitweise ein Polizeihubschrauber im Einsatz. Am Morgen waren sie wieder eingefangen.

Die Bewohner der umliegenden Gebäude wurden vorsorglich aufgefordert, die Häuser zu verlassen. Sie konnten im Laufe der Nacht zurückkehren. Die beiden Eigentümer des einsturzgefährdeten Gebäudes kamen bei Bekannten unter. Wie hoch der Sachschaden ist, konnte die Polizei am Dienstag noch nicht sagen. Er dürfte allein an den Gebäuden in die Hunderttausende Euro gehen, dazu kommen die verendeten Pferde und die Sammlung wertvoller Kutschen (siehe Infobox). Die Bewohner haben nahezu alles verloren. „Das geht hier im Ort vielen nahe“, sagt Bürgermeister Florian Bauer. Die Gemeinde werde sich nun um eine Wohnung für sie kümmern.

Im Obergeschoss des Gebäudes befand sich die Sammlung historischer Kutschen. Bild: Jonas Bleeser

Im Obergeschoss des Gebäudes befand sich die Sammlung historischer Kutschen. Bild: Jonas Bleeser

Von der Feuerwehr waren 17 Fahrzeuge und 100 Kräfte am Montag vor Ort. Der Rettungsdienst war mit sieben Fahrzeugen und 17 Einsatzkräften im Einsatz. Ein Feuerwehrmann wurde leicht verletzt. In St. Johann war das der größte Einsatz seit dem Brand eines Getreidelagers im Gestütshof 2017. Die Ermittlungen zur Brandursache hat die Kriminalpolizei vor Ort übernommen.

Spendenaufruf des DRK für Brandopfer

Update: Mittlerweile gibt es einen Spendenaufruf des Deutschen Roten Kreuzes St. Johann für die Opfer des verheerenden Feuers. Wie die DRK-Ortsgruppe auf ihrer Internetseite mitteilt, sammelt sie Geld für die Betroffenen.

Die wertvollen Kutschen standen im Obergeschoss

Der Pferdehof in St. Johann-Upfingen bot Ausfahrten mit dem Planwagen oder Kutschen an und ist deshalb in der Region bekannt. Der Besitzer ist außerdem Fahrlehrer für Kutscher und bildete auch Kutschpferde aus. Mit seiner Frau sammelte er historische Ein- und Mehrspänner für bis zu acht Pferde. Mit den außergewöhnlichen Karossen fuhren sie zu Treffen in ganz Deutschland. Um die wertvollen Gefährte sicher aufzubewahren, hatten sie das Obergeschoss hergerichtet und eigens einen Kutschen-Aufzug gebaut. Zwar konnten mehrere Fuhrwerke vom Hof gerettet werden, die historischen Sammlerstücke aber sind zerstört.

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Erstellt:
20.12.2022, 07:51 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 20.12.2022, 07:51 Uhr

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