Tischtennis
Boll gewinnt mit 37 seine siebte EM
Trotz misslungener Vorbereitung holt der Altmeister den Titel – und überrascht sich damit selbst.
Alicante. Erfolg hat manchmal seinen Preis. Eigentlich wollte Timo Boll am Wochenende gern die Vorzüge des EM-Spielortes Alicante in Spanien genießen. Boll war sich sicher: „Das wird ein kürzeres Turnier für mich.“ Doch dann kam ihm etwas dazwischen: sein siebter Europameister-Titel.
„Vielleicht“, sagte er nach dem Endspiel-Erfolg gegen den Rumänen Ovidiu Ionescu, „komme ich noch einmal für einen Urlaub zurück.“ So ist das mit Timo Boll: mit 37 Jahren ist er immer noch so gut, dass es ihn manchmal selbst überrascht. Seine sechs Gegner in Alicante waren im Schnitt 11,17 Jahre jünger als er.
Während der Vorbereitung auf die EM konnte der Weltranglisten-Vierte sechs Wochen lang keinen Schläger in der Hand halten. Eine Verletzung an der Halswirbelsäule hatte ihm zu schaffen gemacht, wie schon bei den Olympischen Spielen 2016 und der darauffolgenden EM in Budapest. „Ich habe nicht geglaubt, dass dieser EM-Sieg möglich ist“, sagte Boll. „Ich hatte im Training vor der EM kaum ein Spiel gewonnen, egal gegen wen. Unsere Trainingsgruppe hat mich schon fast ausgelacht.“
Warum es am Ende trotzdem geklappt hat, erklärte er gleich mit. „Ich bin immer noch nervös vor jedem Spiel. Ich habe immer noch dieses Verlangen, zu spielen und zu gewinnen“, sagte er. „Erfolg ist wichtig, aber wenn du keinen Spaß mehr am Spiel hast, dann ist es Zeit, aufzuhören. Ich werde aber noch eine Weile dabeibleiben.“ Bis 2022 läuft Bolls Vertrag mit seinem Verein Borussia Düsseldorf. So lange will er mindestens weiterspielen. dpa