Partnerschaft

Besserer Sex dank Corona

In Zeiten der Pandemie sitzen viele Paare den ganzen Tag zu Hause beieinander – der Beziehung tut das häufig gut.

06.02.2021

Von DPA

Hamburg/Merseburg/Berlin. Wenn draußen die Pandemie tobt, wenn das Zuhause zum Büro wird und Paare sich nicht mehr aus dem Weg gehen können – was macht das mit ihrem Sexleben? Sexualforscher haben sich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf das Liebesleben von Paaren in Deutschland befasst – und kommen zu überraschenden Ergebnissen.

Denn die Corona-Krise ist nach Ansicht dieser Beziehungsexperten gar keine schlechte Zeit für Sex in der Partnerschaft – ganz im Gegenteil. „Grundsätzlich ist es so, dass in dieser Lockdown-Zeit mehr miteinander geschlafen wird“, sagt der Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger, der ein Buch zum Thema „Die erfüllte Sexualität“ geschrieben hat. „Wir rechnen damit, dass die Sexualität bei über 50 Prozent der Paare besser wird.“ Zum Beleg verweist er auch auf das Kaufverhalten der Deutschen: „Es gibt zwei Dinge, die in dieser Lockdown-Zeit besonders begehrt sind. Das eine ist Toilettenpapier und das andere sind Präservative“, sagt Krüger – „und Sexspielzeug“.

Das bestätigt auch der Erotik-Versandhandel: „In den Zeiten der Isolation und der räumlichen Trennung haben wir bei Amorelie in der Tat einen Anstieg der Bestellungen verzeichnet“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. „Im zweiten Lockdown noch stärker als im ersten.“

Es sei also durchaus Interesse vorhanden, „die Sexualität etwas aufregender zu gestalten“, sagt Krüger. „In Krisenzeiten ist immer eine Intensivierung von Liebesbeziehungen zu beobachten“. Denn Liebe und Sexualität seien Möglichkeiten, ein Gefühl von Sicherheit zu bekommen. „Auch in Kriegszeiten steigt immer der Wunsch nach Sexualität.“

Eine ähnliche Tendenz belegen zwei noch unveröffentlichte Studien des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) und der Hochschule Merseburg. In der Umfrage aus Merseburg gaben nach Angaben von Studienleiter Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung, 72 Prozent der befragten Männer in einer Partnerschaft an, ihre partnerschaftliche Situation habe sich durch Corona nicht verschlechtert, für 16 Prozent war sie sogar besser geworden. Nur zwölf Prozent hielten die Situation für schlechter als vor dem Lockdown. Von den Frauen in einer Partnerschaft nahmen sogar 30 Prozent eine Verbesserung wahr, für 58 Prozent war die partnerschaftliche Situation unverändert, für zwölf Prozent schlechter.

Eine bessere Einschätzung der Partnerschaft bedeute in der Regel bei den Befragten auch mehr Sex, sagt Voß. „Frauen, die eine verbesserte Situation in der partnerschaftlichen Situation unter Corona nennen, hatten im Durchschnitt häufiger Sex als diejenigen, die die Situation als verschlechtert charakterisieren.“ In Zahlen bedeute das 6,5 Mal statt 4 Mal in vier Wochen.

Voß kommt darum zu dem Ergebnis: „Die Grundannahme, dass immer gesagt wird, die partnerschaftliche Situation müsse grundlegend schlechter werden im Lockdown hat sich nicht bewahrheitet.“ Allerdings gebe es durchaus Unterschiede. Vor allem, wenn Partnerschaften schon vorher belastet waren, werde es im Lockdown schwieriger. Auch die finanzielle und räumliche Situation spiele eine Rolle – und die Bildung. Tendenziell seien gut gebildete Menschen im Lockdown mit ihrer partnerschaftlichen Sexualität zufriedener gewesen.

„Viele Menschen haben in der Pandemie Zeit, sich zu besinnen und die Frage zu stellen, was sie in ihrem Leben immer schon mal machen wollten“, sagt Psychotherapeut Krüger. In der Konsequenz seien sie dann zufriedener mit sich selbst. „Diese Zufriedenheit ist die beste Grundlage für Sexualität.“ dpa

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Erstellt:
06.02.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 06.02.2021, 06:00 Uhr

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