Tübingen
Bei Fakten bleiben
Michael Braungart kritisierte im Interview das Tübinger Klimaprogramm („Eine Stadt soll wie ein Wald funktionieren“, 25. Juni).
Das Cradle-zu-Cradle-Konzept, das Prof. Braungart vorstellt, ist sicherlich richtig und seine Durchsetzung langfristig anzustreben. Trotzdem sollte Herr Braungart bei den Fakten bleiben und keine unwahren (und teils populistischen) Behauptungen aufstellen. Als da wären:
1. Photovoltaik-Anlagen sind nach 20 Jahren Sondermüll.
Richtig ist: Die wirtschaftliche Nutzungsdauer beträgt mehrheitlich 30 + x Jahre. Die Anlagen können sehr gut recycelt werden. Ausnahme: die Solarzellen, die Cadmium enthalten, bei 0,1 Prozent des Bestandes ist dies der Fall.
2. Die energetische Amortisationszeit für Wärmedämmung beträgt 30 Jahre. Richtig ist: Es sind zwischen ein und zehn Jahre.
3. Wärmedämmung führt zu Schimmel und schlechter Luft. Richtig ist: das Gegenteil. Bei fachgerechter Ausführung.
4. Kunststoffe und Methanol können mit CO2 aus der Luft gewonnen werden. Richtig, aber erst wenn wir regenerativen Strom im Überfluss haben, und das ist nicht absehbar.
5. Carsharing-Autos sind nach einem halben Jahr widerlich verdreckt. Richtig ist: Die Autos sind gepflegt. Es ist eine Frechheit besonderer Art, so eine Behauptung einfach in den Raum zu stellen.
Das Interview erscheint mir wirr, lückenhaft, teils unverständlich, so etwa die Sache mit den Kupferdachrinnen und der um sieben Jahre verkürzten Lebensdauer durch Luftverschmutzung. Für wen?
Herr Stegert, kritischer Journalismus sieht anders aus. Sie hätten sich mit wenigen Klicks informieren und wenigstens einen Kommentar schreiben können.