Alfred sagt Aua

Ausstellung im Stadtmuseum zu Geschichte, Ethik und Technik von Robotern

Alfred kennt sich aus im Erdgeschoss des Tübinger Stadtmuseums. Er weiß, wo welche Exponate stehen, er kann die Besucher auf dem kürzesten Weg zu ihnen führen und, am Ziel angekommen, passende Kurzvorträge halten. Ab Sonntag führt er durch die neue Familienausstellung des Museums. Das Besondere an Alfred: Er ist ein Roboter.

29.06.2017

Von Fabian Renz

20.07.2017 Roboter-Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum
© Video: Sophie Glaser 01:37 min
Roboter-Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum

„Alfred ist eine Leihgabe der Universität“, erklärte Kuratorin Laura Pölloth beim gestrigen Pressetermin. „Für die nächsten Monate ist er eine unserer Führungskräfte.“ Der Roboter, dessen offizieller Name Scitos ist, stammt vom Lehrstuhl für kognitive Systeme. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Sebastian Buck zeigte, was Alfred so draufhat: Er kann sich drehen, erkennt Menschen und Hindernisse. Wenn man ihn tritt, sagt er Aua. „Außerdem hat er eine Karte der Ausstellung abgespeichert und weiß so immer, wo er sich befindet“, so Buck.

Geschichte, Technik, ethische Fragen – die Ausstellung solle ganz verschiedene Aspekte von Robotern beleuchten, sagte Museumsleiterin Wiebke Ratzeburg. „Wichtig war uns auch, dass es viele Elemente zum Anfassen und Mitmachen gibt.“ So können Besucher Mini-Roboter selbst zusammenbauen, Greifarme steuern und Wettrennen mit kleinen Robotern machen, die sich immer entlang einer schwarzen Linie bewegen – ganz automatisch.

Bilder: Metz

Bilder: Metz

„Für Kinder ist das lustig“, sagte der Künstler Robin Broadfoot an der Wettrenn-Station. „Technisch ist das ganz einfach: Da ist ein Fotowiderstand eingebaut; wird Licht reflektiert, bewegt sich der Roboter in die andere Richtung. So bleibt er auf der schwarzen Linie.“ Broadfoot ist Vorsitzender des FabLab Neckar-Alb und hat einige Ideen zur Ausstellung beigetragen, etwa eine Selfie-Station oder kleine „Schrottroboter“, die aus alten Metallteilen upgecyclet sind.

Am Anfang des Ausstellungs-Rundgangs geht es um die Geschichte von Robotern. „Das Stadtmuseum ist ja in erster Linie ein geschichtliches Museum und auch ich bin von Haus aus Historikerin“, sagte Kuratorin Pölloth. „Da war es klar, dass wir diesen Aspekt prominent behandeln.“ Dabei wird zwischen der Ideengeschichte und der Umsetzungsgeschichte unterschieden.

So finden sich auf der einen Seite Erklärungen zu den ersten Science-Fiction-Romanen, die sich mit der Erschaffung künstlicher Menschen befassen, etwa „Frankenstein“. Die Hinweistexte sind dabei immer aufgeteilt in einfachere Versionen für Kinder und vertiefte für die Erwachsenen. „Die Ausstellung soll für alle da sein und nicht nur, damit Kinder spielen können“, so Museumsleiterin Ratzeburg.

Bilder: Metz

Bilder: Metz

Auf der anderen Seite finden sich die ersten Umsetzungen dieser Idee, allen voran die ersten „Musikautomaten“ in menschlicher Gestalt, gefolgt von den ersten Spielzeugrobotern aus den 1930er Jahren. „Deren kantige Form prägt bis heute unser Bild von Robotern“, sagte Pölloth.

Im weiteren Verlauf der Ausstellung kommen Besucher an Robotern der Universität vorbei und sehen Videos von Wettkämpfen, an denen diese Maschinen teilgenommen haben. Sie können Roboter bestaunen, die an Schul-AGs gebaut wurden, und Industrieroboter, die zum Schweißen von Waschmaschinentrommeln gedient haben.

„Die Auswirkungen auf die Arbeitswelt sind natürlich gravierend“, sagte Pölloth. Roboter übernähmen immer mehr Arbeiten, die zuvor der Mensch gemacht habe. „Aber zum einen geht es dabei oft um schwere und ungeliebte Arbeit und zum anderen entstehen dafür neue Jobs, etwa bei der Programmierung.“

An einer Mal- und Leseecke und einem vor sich hin fahrenden Staubsauger-Roboter vorbei kommen Besucher zum spannenden Finale der Ausstellung, den „Abstimmungssäulen“. Hier kann man seine Meinung kundtun, wofür Roboter genutzt werden sollten. „Roboter sollen mit uns leben“, ist eine Möglichkeit. Sie sollen „für uns arbeiten“ oder gar „für uns Entscheidungen treffen“ andere. „So können wir sehen, in welcher Roboterwelt die Tübinger leben möchten“, so Pölloth.

Dass die Tübinger reges Interesse an der Ausstellung finden werden, da ist sich Leiterin Ratzeburg sicher: „Roboter sind wahnsinnig aktuell und spannend für Kinder. Und die Erwachsenen interessieren sich für die ethischen Fragen, denken Sie nur an die Möglichkeit, Roboter zum Töten zu verwenden.“ Der Informatiker und Roboterbastler Buck sagte dazu: „Jede Technologie kann in die falschen Hände geraten, wir stehen aber ganz klar auf der pazifistischen Seite.“

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Erstellt:
29.06.2017, 22:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 29.06.2017, 22:00 Uhr

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