Pandemie

Ausbreitung der Delta-Variante bereitet Sorgen

Die Corona-Zahlen sind aktuell niedrig – doch Experten und Politiker warnen vor der deutlich ansteckenderen indischen Mutante, die bereits in Großbritannien grassiert.

19.06.2021

Von HAJO ZENKER

Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante hat Großbritannien, wie hier in Blackburn, die Impfkampagne noch einmal beschleunigt. Foto: OLI SCARFF/AFP

Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante hat Großbritannien, wie hier in Blackburn, die Impfkampagne noch einmal beschleunigt. Foto: OLI SCARFF/AFP

Berlin. Trotz der aktuell entspannten Corona-Lage warnen Experten und Politiker vor Sorglosigkeit. In erster Linie steht dabei die zuerst in Indien aufgetauchte Mutante, mittlerweile als Delta bezeichnet, im Fokus. Die Frage sei nicht, ob diese Variante die dominierende werde, sondern nur wann und unter welchen Bedingungen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin. Um die Ausbreitung exakt erfassen zu können, würden jetzt alle Positiv-Testungen daraufhin untersucht, auf welche Virus-Variante sie zurückgehen. Das Problem: Delta ist noch einmal deutlich ansteckender als bisherige Corona-Viren.

In Großbritannien, wo Delta bereits für 90 Prozent der Ansteckungen verantwortlich ist, geht man laut Gesundheitsminister Matt Hancock davon aus, dass diese um 40 Prozent infektiöser ist als die bisher vorherrschende englische Variante, die selbst bereits deutlich ansteckender war als das ursprüngliche Virus.

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), verwies auf britische Erkenntnisse, wonach nur vollständig geimpfte Menschen vor schweren Verläufen nach einer Infektion mit der Delta-Variante geschützt seien. Und so appellierte Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt, dass „alle Erstgeimpften auch die erforderlichen Zweitimpfungen fristgerecht vornehmen lassen“. Studien zeigten, dass der Impfschutz gegen die Delta-Variante bei nur einmaliger Impfung um 17 Prozent geringer ausfallen könnte als gegen die bisherige englische Mutante.

Zwar hat mittlerweile jeder zweite Deutsche mindestens eine Injektion erhalten, vollständig geschützt sind aber erst 30 Prozent. Im Herbst werde es in jedem Fall wieder zu mehr Neuinfektionen kommen, sagte Wieler. Nötig sind nach RKI-Schätzungen 80 Prozent vollständig immunisierte Bundesbürger.

Aktuell allerdings ist Delta in Deutschland noch kein großes Problem: Für die erste Juni-Woche hatte das RKI einen Anteil der indischen Variante an den Sars-CoV-2-Neuinfektionen in Deutschland von 6,2 Prozent registriert. In der Woche zuvor waren es 3,7 Prozent gewesen. Laut Spahn habe es sich am Freitag damit um 60 Delta-Fälle gehandelt. Noch sei das wenig, man müsse aber genau aufpassen und im Zweifelsfall möglichst rasch reagieren – „nicht erst bei der Inzidenz 50“. Unterdessen wird die portugiesische Hauptstadt Lissabon wegen der Ausbreitung von Delta an diesem Wochenende abgeriegelt. Bis Montagmorgen dürfen die 2,8 Millionen Bewohner den städtischen Großraum nur noch aus triftigem Grund verlassen. Wie zuvor bereits England hat jetzt auch Wales wegen der indischen Mutante weitere Öffnungsschritte aufgeschoben. Und auch in der russischen Hauptstadt Moskau wurden wegen der Delta-Ausbreitung Beschränkungen des Alltags verlängert und die Fan-Zone zur Fußball-EM geschlossen.

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Erstellt:
19.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 19.06.2021, 06:00 Uhr

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