Handel

Anwendung der 2G-Regel: Nur geimpft einkaufen?

In manchen Bundesländern können Einzelhändler entscheiden, ob sie die 2G-Regel anwenden. Auch Supermärkte und Discounter dürfen das.

26.10.2021

Von Caroline Strang

In vielen Bars und Diskos gilt die 2G-Regel längst. Wollen nun auch Einzelhändler nachziehen? Foto: Markus Scholz/dpa

In vielen Bars und Diskos gilt die 2G-Regel längst. Wollen nun auch Einzelhändler nachziehen? Foto: Markus Scholz/dpa

Ulm. In manchen Bundesändern ist es schon beschlossen, in anderen angepeilt und bei wieder anderen hängt es von den Hospitalisierungszahlen ab: Einzelhändler dürfen teilweise selbst entscheiden, ob sie eine 2G-Regelung einführen, den Zutritt also nur noch Geimpften oder Genesenen erlauben. So hat zum Beispiel in der vergangenen Woche Hessen diese Wahlmöglichkeit festgelegt, Niedersachsen plant sie einzuführen, in Baden-Württemberg gilt mit der neuen Corona-Verordnung ein Warnsystem mit zwei Stufen. Bei der Alarmstufe wird ebenfalls die 2G-Regel in Kraft setzt. Auch der Lebensmittelhandel hat vielerorts so die Möglichkeit, den Zutritt zu beschränken. Müssen Menschen ohne Immunisierung bald um ihre Grundversorgung fürchten?

Bei Aldi formuliert man etwas vorsichtig. Zutrittsbeschränkungen zu den Märkten von Aldi Süd und Nord im Sinne einer 2G- oder 3G-Regelung seien derzeit nicht geplant. „Wir sind davon überzeugt, dass die zahlreichen Maßnahmen, die in den vergangenen Monaten in allen Märkten umgesetzt wurden, sinnvoll dazu beitragen, unsere Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiter bestmöglich zu schützen“, sagt ein Sprecher. „Einzelne Kundengruppen vom Einkauf auszuschließen, würde grundsätzlich unserem Selbstverständnis des zuverlässigen Grundversorgers widersprechen.“ Der Anspruch sei, weiter alle Kunden jederzeit mit all dem zu versorgen, was sie für ihren täglichen Einkauf benötigen.

Allerdings sagt der Sprecher auch: „Wir beobachten aber selbstverständlich die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland sehr genau, um die Maßnahmen wo nötig weiter anzupassen.“ Dazu stehe das Unternehmen weiter im regelmäßigen und konstruktiven Austausch mit der Politik und den zuständigen Behörden und setze deren Empfehlungen und Vorgaben schnellstmöglich um.

Eine Sprecherin von Edeka betont die wichtige Rolle der Lebensmittelhändler für die Versorgung der Bevölkerung. Die Gesundheit und der Schutz von Kunden und Mitarbeitern stünden immer an erster Stelle und Verbrauchern sollte ein sicherer Einkauf ermöglicht werden. Wichtig sei: „Wir wollen auch weiterhin allen Menschen den Einkauf bei Edeka ermöglichen. Daher ist die 2G-Regelung für uns keine Option.“ Die Märkte sollen auch weiterhin für alle Kundinnen und Kunden offen bleiben. Wie bisher gelte beim Einkauf ein umfassendes und bewährtes Hygienekonzept, zu dem auch die Einhaltung der allgemeinen AHA-Regel gehöre. Was bei Edeka aber besonders ist: Die selbstständigen Kaufleute entscheiden eigenverantwortlich, immer in Einklang mit den jeweiligen regionalen Verordnungen und gesetzlichen Vorgaben, über wichtige Maßnahmen in ihren Märkten. Denn Edeka ist ein genossenschaftlicher Verbund, der von rund 3600 selbstständigen Kaufleuten und sieben regionalen Großhandlungen getragen wird.

Die Märkte der Rewe-Gruppe, zu der auch Penny und der Baumarkt Toom gehören, werden die Möglichkeit des 2G-Optionsmodells nicht nutzen, sagt ein Sprecher. „Die bisherigen Regelungen in unseren Märkten haben sich in der Praxis sehr gut bewährt.“

Auch in der Schwarz-Gruppe ist die Aussage klar. Vom Discounter Lidl kommt nur ein einziger Satz: „Wir werden keine 2G-Regelung in unseren Filialen einführen.“ Kaufland reagiert ebenso deutlich. „Als Lebensmitteleinzelhändler, der die Grundversorgung sicherstellt, sind wir von der 2G-Regelung nicht betroffen“, erklärt eine Sprecherin. „Wir werden diese weder in noch außerhalb Hessens und Niedersachsens umsetzen.“ In den Filialen gelten nach wie vor die bisher bekannten Abstands- und Hygieneregeln sowie die Maskenpflicht.

Politiker sind skeptisch

Auch viele Politiker halten die 2G-Regel für den Lebensmittelhandel für nicht geeignet. Selbst der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte zum Start der neuen Verordnung, er gehe davon aus, dass Geschäfte des alltäglichen Bedarfs eher keinen Gebrauch von dem Optionsmodell machen. Der Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das 2G-Modell für Supermärkte für falsch, wie er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sagte. Lauterbach: „Der Zugang zu Grundnahrungsmitteln und anderen Produkten zur Grundversorgung muss allen Menschen offenstehen, auch Ungeimpften.“

80 Prozent der Händler sind dagegen

Für vier von fünf Handelsbetrieben (80 Prozent) in Hessen ist das 2G-Modell keine Option, hat eine Blitzumfrage des dortigen Handelsverbands ergeben. Lediglich Unternehmen mit beratungsintensiven Sortimenten, etwa Optiker, können sich mehrheitlich vorstellen, nur noch Corona-Geimpfte und Genesene in ihre Läden zu lassen.

Der Handelsverband wollte die Stimmung unter seinen Mitgliedern ermitteln, nachdem Hessen das 2G-Optionsmodell auf den gesamten Einzelhandel ausgeweitet hatte. Bis dahin war dieses Zugangsmodell im Handel ausschließlich bei Veranstaltungen erlaubt. Nun könnten sogar Supermärkte und Discounter von der verschärften Regelung Gebrauch machen.

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Erstellt:
26.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 26.10.2021, 06:00 Uhr

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