Acht Welpen suchen ein Zuhause

Mit großen, aufmerksamen Augen schleicht die Labradormix-Hündin Luena ins Wohnzimmer. Dort wuseln ihre zwei Wochen jungen Babys herum, es sind acht an der Zahl. Die herzensgute Hundemama hatte keinen leichten Start ins Leben. In Rumänien gehörte sie einem alten Bauernehepaar und musste auf einen Gemüsegarten aufpassen. Aber da sie so lieb und ruhig war, bellte sie nicht – und wurde entsprechend nicht mit Futter belohnt. „Das ist in Rumänien leider so üblich“, erklärt Tierschützerin Nicole Kammerer. Sie arbeitet seit 30 Jahren in der Tierpflege, ist zweite Vorsitzende des Tübinger Tierschutzvereins und lebt seit 26 Jahren beim Martinsberg in Rottenburg. Dort befindet sich auch ihre private Pflegestelle.

Kammerer berichtet dem TAGBLATT, wie Luena in ihr Leben kam. Es war November, als die 55-Jährige mit ihrer Familie beschloss, einem Tier ein Weihnachtswunder zu ermöglichen. Wie üblich starteten sie in Facebook-Gruppen einen Aufruf mit dem Angebot, einen freundlichen Pflegehund aufzunehmen. „Der Plan war: Ich hole den Hund und vermittle ihn schnell – es sollte ein netter Hund sein“, so Kammerer. Dann sah sie den Vorstellungsfilm von Luena und wusste intuitiv, dass sie es werden sollte – „da entscheide ich aus dem Herz“, so Kammerer.

Für die Vermittlung war Nicole Kammerer in virtuellem Austausch mit einer Münchener Tierschützerin, die sich in Rumänien aufhielt. Per Live-Videoanruf konnte sie die Lebensumstände von Luena nachvollziehen. Das arme Tier war an einer kurzen Kette vor einer Hütte angepflockt, bei minus 10 Grad Celsius, völlig unterernährt und abgemagert. Ihre Freundlichkeit wurde zum lebensbedrohlichen Verhängnis: „Wer nicht arbeitet, bekommt kein Futter“, erklärt Kammerer.

Aufgrund der schlechten gesundheitlichen Verfassung des Tieres war höchste Eile geboten. Um die Papiere fertig zu stellen, waren einige Impfungen nötig. Bis diese wirksam sind, dauert es vier Wochen. Doch Luena überlebte und kam in ihrem schlechten Zustand mit dem Transport per Landweg in Stuttgart an. „Sie war wahnsinnig dünn“, so Kammerer. Doch Luena lebte sich gut ein und nahm zu. „Irgendwann dachte ich mir aber: Man kann in vier Wochen nicht sechs Kilo zunehmen, auch wenn man unterernährt war“, sagt Kammerer. „Da hatte ich zum ersten Mal ein dumpfes Gefühl.“ Nie hätte sie gedacht, dass ein so abgemagerter Hund empfängnisbereit ist, doch der Tierarzt beim Ultraschall bestätigte ihren Verdacht. Luena war trächtig. Der Zeitpunkt der Empfängnis, der Vater und wie viele Junge es werden sollten waren unklar. „Meine Intuition sagte mir, es werden acht“, so Kammerer.

Am 2. Februar bekam die Labradormix-Hündin dann tatsächlich acht Junge. Die Geburt war anstrengend. Abends um zehn bekam Luena Wehen und es ging die ganze Nacht mit Heulen und Hecheln. „Morgens um sechs war ich fix und alle“, erinnert sich Kammerer. Um acht kam das erste Junge, und das ging bis mittags um drei. „Der Plan war, dass Luena drei bis vier Wochen hier bleibt und ich nach ihr schaue“, so Kammerer. Sie arbeitet als Tierpsychologin mit Angsthunden in der Hundeschule in Bühl. „Dass da acht Welpen kommen, war nicht geplant.“ So hat Nicole Kammerer nun außer Luena auch vier Hundemädchen und vier Hundejungs zu vermitteln.