Hope

Hope

Drastisch realistisches Flüchtlings- und Liebesdrama über ein Gruppe Afrikaner, die durch die Sahara nach Norden ziehen.

08.10.2014

Von Peter Ertle

Hope

Das Drama afrikanischer Boatpeople ist in den Medien präsent. Es gibt journalistische Kurzbeiträge, ganze Filmdokumentationen und mittlerweile auch einige Spielfilme. In Tübinger Kinos wurde es beispielsweise in "Die Farbe des Ozeans" oder "La Pirogue" thematisiert. Hier wie in den meisten Dokus oder journalistischen Beiträgen steht die gefährliche Fahrt übers Meer im Focus.

Es gibt aber auch ein Martyrium davor, nicht selten besteht es im Weg von der Heimat durch die Sahara bis zur Küste, gesäumt von geldgierigen Schleppern und Banditen, Begegnungen mit der Polizei, der Miliz oder Landbesitzern, die sich in Gewalttätigkeit und Korruption in nichts nachstehen. Wochenlanges sich Durchschlagen knapp über dem materiellen Überlebensminimum, alles im rechtlosen Raum, in dem folglich das Recht des Stärkeren gilt. Genau die Szenerie hat nun Regisseur Boris Lojkine in so beeindruckende wie bedrückende Bilder umgesetzt.

Seine Hauptdarstellerin ist zudem als Frau in einer Männerwelt Drangsalierung und Vergewaltigung ausgesetzt und wählt vorübergehend die Prostitution, um die Kosten der Flucht auftreiben zu können. Andererseits gibt es auch ein Licht, eine Hoffnung in diesem Drama: Denn Hope, so der sprechende Name der jungen Nigerianerin, und Léonard, ein junger Kameruner, dem sie sich hilfesuchend anschließt - verlieben sich ineinander.

Lojkines Film ist hauptsächlich mit Laien gedreht, deren hochtalentierte Unbelecktheit vor allem im Fall der beiden Hauptdarsteller zum großen Realismus beiträgt. Es gelingen erstaunlich zarte Szenenzeichnungen in diesem rauen Flüchtlingsdrama. Besonders ergreifend und ganz anstrengungslos symbolträchtig ist das Ende des Films, das alle drei Optionen präsentiert: Einer Person glückt die Überfahrt, eine andere kommt nicht an. Und eine dritte wird überhaupt erst dort das Licht der Welt erblicken - davon dürfen die Zuschauer jedenfalls ausgehen. Aber die Überfahrt selbst nimmt nur die letzten zwei Minuten in Anspruch. Letztendlich endet der Film dort, wo die meisten anderen erst beginnen: Auf dem Meer.

Bedrückend realistischer Spielfilm: Flüchtlinge in der Sahara, bevor sie zu Boatpeople werden.

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Erstellt:
08.10.2014, 12:00 Uhr
Aktualisiert:
04.11.2014, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 04.11.2014, 12:00 Uhr

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