Greta

Greta

Isabelle Huppert spielt in diesem Thriller eine Witwe, die einer jungen Frau auflauert und sich als unheimliche Bedrohung entpuppt.

14.05.2019

Von Dorothee Hermann

Greta

Eine verführerische Stimme beschwört elegante New-York-Nostalgie, während silberfarbene U-Bahn-Wagen in eine Station gleiten. Doch die Uni-Absolventin Frances (Chloë Grace Moretz) mit dem strahlenden, fast noch kindlichen Gesicht muss sich in Manhattan erst zurechtfinden. Die Trauer um ihre Mutter macht sie besonders verletzlich. Als Frances eine in der Subway gefundene Designerhandtasche deren Besitzerin zurückbringen will, warnt Mitbewohnerin Erica (Maika Monroe) hellsichtig: „New York wird dich auffressen.“

In einem kleinen Häuschen in Brooklyn trifft Frances auf eine elegante, ältere Frau. Mit den Stilmöbeln und den eher dunkel gehaltenen Räumen wirkt Gretas Wohnung wie ein Gehäuse einer anderen Zeit, einer aus der Gegenwart gefallenen Lebensform. Dass Greta (Isabelle Huppert) so schmal und häuslich ist und auf den ersten Blick so normal scheint, macht den Schock umso größer, als sich abzeichnet, wozu sie fähig ist.

Die beiden ungleichen Frauen freunden sich an und verabreden sich zum gemeinsamen Kochen. An diesem Abend findet Frances bei der Suche nach Kerzen zufällig einen ganzen Schrank voller Handtaschen wie die, die sie Greta unlängst zurückgebracht hatte.

Sie verabschiedet sich abrupt. Sie hat die Nase voll von Greta und eine erste, verstörende Ahnung, dass mit ihrer Gastgeberin ernstlich etwas nicht stimmt.

Doch sie hat das stählerne Beharrungsvermögen der älteren Frau gefährlich unterschätzt. Fortan terrorisiert Greta sie mit Anrufen und Textbotschaften und verfolgt sie bis in das Restaurant, in dem Frances als Kellnerin arbeitet. Zunehmend zeigt Greta mindestens zwei Gesichter: Sie wechselt blitzschnell vom Anschein der Normalität zu einem besessenen, zombiehaften Look, als wäre sie ein Wesen aus einer anderen Sphäre, von fast vampirhafter Unverwundbarkeit.

Der irische Regisseur Neil Jordan („Die Zeit der Wölfe“) war schon immer fasziniert vom Abgründigen im Menschen. Wenn er den französischen Star Isabelle Huppert als weiblichen Bösewicht durch New York schickt, erwächst aus dem Märchenmotiv der grausamen Stiefmutter eine ungewöhnliche Stalking-Konstellation, durch die bald der blanke Horror bricht. Erwartbare Genre-Versatzstücke werden von den beiden grandiosen Hauptdarstellerinnen überstrahlt.

Untypische, rein weibliche Täter-Opfer-Konstellation mit einer überraschend horrortauglichen Isabelle Huppert.

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Erstellt:
14.05.2019, 07:01 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 14.05.2019, 07:01 Uhr

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