Beale Street

Beale Street

Ein Afroamerikaner muss wegen einer angeblichen Vergewaltigung in Haft. Seine schwangere Freundin kämpft für ihn und damit gegen das System.

07.03.2019

Von Dorothee Hermann

Beale Street
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Ein junges schwarzes Paar schlendert durch einen Park in New York. Tish (KiKi Layne) und Fonny (Stephan James) wirken so strahlend glücklich, als hätten sie tatsächlich eine Zukunft im armen New Yorker Stadtteil Harlem. Im nächsten Moment sitzt Fonny im Knast. Ein rassistischer weißer Polizist hat ihn beschuldigt, ein Vergewaltiger zu sein. Dass Fonny ein Alibi hat, zählt nicht, und fortan kann sich das Paar nur noch durch die Trennscheibe im Gefängnis sehen.

Die fast schwerelose, leicht flirrende Szene im Park ist eine der Rückblenden, mit denen sich Tish, auch Erzählerin des Films, an die verheißungsvollste Zeit ihres Lebens erinnert. „Moonlight“-Regisseur Barry Jenkins hat sie mit einem Hauch von Fragilität inszeniert, und unwillkürlich bangt man, ob das Glück der Liebenden von Dauer sein wird.

Es sind die als so fortschrittlich erinnerten 1970er Jahre. Tishs Familie scheint zur selbstbewussten schwarzen Mittelschicht zu gehören. Mutter Sharon (herausragend: Regina King) und Vater Joseph (Colman Domingo) stärken ihrer Tochter sofort den Rücken, als Tish erzählt, dass sie ein Baby erwartet. Solange es geht, will Tish weiter in der Parfümerieabteilung eines Edelkaufhauses arbeiten. Fonny hatte schon allerlei Jobs, ist aber eigentlich Bildhauer. Im Vergleich zu seiner verbitterten, evangelikalen Mutter und den beiden säuerlichen Schwestern scheint er alle Lebensfreude der Familie zu verkörpern. Seine Mutter beschimpft Tish wegen ihrer Schwangerschaft als komplett nichtsnutzig. Solche Bruchlinien innerhalb der schwarzen Community finden sich bereits im Roman des US-Schriftstellers James Baldwin, der den Film inspirierte. Doch es wäre gut gewesen, wenn der zeithistorische Hintergrund der berührenden Liebesgeschichte – gelegentlich werden schwarz-weiße Archivaufnahmen eingeblendet, die die Unterdrückung der Schwarzen in den USA dokumentieren – nicht gar so knapp ausgefallen wäre. So bleibt der Zuschauer allein mit dem ungerechten Einzelschicksal.

Sehenswerte James-Baldwin-Verfilmung um ein Paar, das die ganze Härte eines rassistischen Systems abbekommt.

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Erstellt:
07.03.2019, 09:06 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 07.03.2019, 09:06 Uhr

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