Astrid

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Biopic über die junge Astrid Lindgren, die mit 18 unehelich schwanger wird und sich gegen alle Widerstände behauptet.

05.12.2018

Von Dorothee Hermann

Astrid
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Es könnte die heitere Welt von Bullerbü sein. Pferdegespanne und Wälder im Schnee ziehen an der Zuschauerin vorbei. Die ganze Familie, bis zu den Allerkleinsten, bestellt gemeinsam das Feld. Wenn sich alle zum Essen zusammensetzen, ist am großen Küchentisch nicht genug Platz, und einige müssen die Mahlzeiten auf einem Stuhl in der zweiten Reihe einnehmen. Doch das Dorf Vimmerby, in dem Astrid (die damals noch Ericsson heißt) im Schweden der 1920er Jahre heranwächst, hat nichts übrig für eine 16-Jährige, die den Widerspruchsgeist und die Wissbegierde einer Pippi Langstrumpf besitzt. Die soziale Kontrolle beginnt mit der strengen Mutter, die der wilden Tochter, die den jüngeren Geschwistern ständig freche kleine Geschichten erzählt, die Unabhängigkeit vielleicht auch neidet.

Als der Redakteur der Lokalzeitung Astrid (sehr überzeugend: Newcomerin Alba August) eine Aushilfsstelle anbietet, ergreift die junge Frau sofort die Gelegenheit, die Enge der Verhältnisse wenigstens ein bisschen aufzubrechen. Doch sie wird von Redakteur Blomberg (Henrik Rafaelsen) schwanger, und die sozialen Zwänge machen sich härter als je bemerkbar: Ein uneheliches Kind war damals ein Skandal.

Astrid, mittlerweile auf der Sekretärinnenschule in Stockholm, nutzt die damals einzige Möglichkeit einer anonymen Geburt: in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Durch unvorhergesehene Umstände muss ihr kleiner Sohn Lasse (wie später der älteste der Bullerbü-Geschwister vom Mittelhof) zunächst weiterhin in Kopenhagen bei der Pflegemutter (der dänische Star Trine Dyrholm als Marie) bleiben. Bald fühlt er sich dort viel geborgener als bei seiner fernen, leiblichen Mutter.

Als Marie schwer erkrankt, muss Astrid ihr Kind zu sich nehmen. Es folgen Szenen, die vielleicht nicht alle Lindgren-Fans vertragen. Ob sie aus Unerfahrenheit, Ungeduld, oder sozialem Druck handelt: Astrid könnte sicherlich einfühlsamer mit dem kleinen Jungen umgehen. Ihr ambivalentes Verhalten wird konterkariert von Zitaten von Kindern, die der bewunderten Autorin Jahrzehnte später schreiben, wie gut sie sich von ihr verstanden fühlen.

Die dänische Regisseurin Pernille Fischer Christensen sieht in ihrem Film auch „eine Liebeserklärung an eine Frau, die mit ihrer starken Persönlichkeit die herrschenden Normen von Geschlecht und Religion ihrer Gesellschaft gesprengt hat“.

Mit viel Zeitkolorit angereichertes Porträt der jungen Astrid Lindgren, die noch nichts von ihrer Berufung ahnt.

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Erstellt:
05.12.2018, 18:39 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 05.12.2018, 18:39 Uhr

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