Ergenzingen

Solidarität mit einer jungen Kollegin

TAGBLATT-Sportredakteur Tobias Zug über vier Schiedsrichteraustritte beim TuS Ergenzingen.

18.05.2019

Von tzu

Der TuS Ergenzingen hat vier Fußball-Schiedsrichter weniger. Zumindest für ein Jahr. „Bis sich der Verein in die richtige Richtung bewegt“, sagt Andreas Rinderknecht. Der Schiedsrichter-Einteiler der Gruppe Tübingen gehört zu den vier Abtrünnigen, die beileibe keine „Pfeifen“ sind: Manuel Digeser leitet Spiele in der Oberliga, die Brüder Philipp und Sebastian Baur in der Bezirksliga, und Rinderknecht in der Verbandsliga ist zudem Assistent in der Regionalliga.

Angefangen hat alles mit einem C-Jugendspiel ihres Heimatvereins, das eine 16-jährige Schiedsrichterin abgebrochen hatte: Weil sie während des gesamten Spiels von Ergenzinger Zuschauern und vom TuS-Trainer massiv beleidigt und angefeindet worden sei, wie sie in ihrem Bericht schrieb. Das Sportgericht befand in seinem Urteil den Abbruch als formal nicht gerechtfertigt, da die Schiedsrichterin nicht zuvor regelkonform den Spielführer des Teams und/oder den Ordnungsdienst konsultiert hatte, damit diese auf Trainer und Zuschauer noch einreden konnten.

Begründet wäre der Abbruch aber gewesen, nach Ansicht des Sportgerichts, auch das gegnerische Team hatte die Aussagen der Schiedsrichterin bestätigt. Hinzu kam, dass der TuS der Schiedsrichterin die volle Bezahlung der Spesen verweigerte, mit der Begründung, sie habe ja kein ganzes Spiel gepfiffen.

Manuel Digeser, Philipp und Sebastian Baur sprachen daraufhin mit den Vorstandsmitgliedern Rainer Sabitzer und Frank Möllenbeck. „Für uns war klar, sollte das noch einmal vorkommen, müssen wir überlegen, ob wir noch für den richtigen Verein pfeifen“, berichtet Andreas Rinderknecht. Die vier hofften auf eine interne Klärung des Vorfalls. Stattdessen schrieb der Sport-Vorsitzende Möllenbeck eine Stellungnahme an die über den Vorfall berichtenden Horber „Neckar-Chronik“ und den „Schwarzwälder Boten“. Darin kritisierte Möllenbeck die Presseartikel als „unverantwortlich“ und „ungerechtfertigt“, „die Schiedsrichterin wurde seitens des TuS Ergenzingen weder bedroht noch diskriminiert“.

Dieses Schreiben war dann der Anlass für den Austritt der Schiedsrichter: „Kapiert haben die eigentlich gar nichts“, sagt Rinderknecht, „wir hätten uns gewünscht, dass sich der Verein vielleicht bei der Schiedsrichterin entschuldigt. Aber jetzt versucht sich der TuS, auch noch eher als Opfer darzustellen – das geht gar nicht!“ Die vier wollen sich mit ihrem Austritt auch solidarisch zeigen mit ihrer jungen Schiedsrichter-Kollegin.

Eine starke Aktion – wenn sie denn nicht nur dem TuS und dessen Zuschauern, sondern allen Grölern und Grölerinnen dieser Fußballplätze in die Hirne gehen sollte. Und Vereine, die gerade Schiedsrichter suchen, können sich bei den vier Ergenzingern melden.

Zum Artikel

Erstellt:
18.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 18.05.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport