Nico Willig & der VfB

Akribisch und begeisternd

Kann der gebürtige Tübinger und frühere Ergenzinger TuS-Kicker Nico Willig den VfB Stuttgart retten? Für Weggefährten von einst keine Frage.

22.04.2019

Von Maik Wilke

Richtungsweisend: Nico Willig 1999 im Trikot des damaligen Landesligisten TuS Ergenzingen. Von der TSG Balingen kam der Mittelfeldspieler 1997 zu den A-Junioren des TuS. 2001 wechselte Willig zurück nach Balingen, wo er bis 2013 als Spieler aktiv war und im Junioren-Bereich den Trainer-Einstieg schaffte. 2015 wurde er Nachwuchs-Coach der Stuttgarter Kickers, ehe er ein halbes Jahr später zum VfB wechselte.Archivbild: Ulmer

Richtungsweisend: Nico Willig 1999 im Trikot des damaligen Landesligisten TuS Ergenzingen. Von der TSG Balingen kam der Mittelfeldspieler 1997 zu den A-Junioren des TuS. 2001 wechselte Willig zurück nach Balingen, wo er bis 2013 als Spieler aktiv war und im Junioren-Bereich den Trainer-Einstieg schaffte. 2015 wurde er Nachwuchs-Coach der Stuttgarter Kickers, ehe er ein halbes Jahr später zum VfB wechselte.Archivbild: Ulmer

Ein paar Runden um die Trainingsplätze, dann verschwanden die Profifußballer des VfB Stuttgart am Sonntagmorgen im Kraftraum. Als richtige Einheit kann man das Programm am Tag nach der niederschmetternden 0:6-Niederlage in Augsburg nicht bezeichnen. Doch spätestens jetzt nach den Ostertagen steht Nico Willig als neuer (und wohl vorübergehender) Trainer der Stuttgarter Bundesligamannschaft vor der Aufgabe, den VfB vor dem dritten Abstieg aus der höchsten deutschen Fußballliga zu bewahren.

„Die Anspannung wird mit Sicherheit größer sein als bisher“, sagt Heiko Kieferle. Der jetzige Trainer des TuS Ergenzingen spielte 1998/99 in der Landesliga zusammen mit Willig, ist seither mit ihm befreundet. „Mit den Profispielern kann er umgehen, aber der Druck auf einen Trainer in der Fußball-Bundesliga ist enorm. Dennoch wird er sich da schnell einfinden und das Drumherum gut ausblenden können.“

38 Jahre alt, gebürtiger Tübinger, wohnhaft in Balingen, eine Fahrgemeinschaft mit Domenico Tedesco und Julian Nagelsmann zu den Trainerlehrgängen: Die Personalie Nico Willig wird seit Samstagabend im Ländle besprochen, erzählt, diskutiert. Ist ein Neuling im Profigeschäft der richtige Mann für den Kampf um den Klassenerhalt? Als bisheriger Trainer der U 17- und U 19-Mannschaften des VfB ist die Ernennung Willigs zum Interimstrainer der Profis für die vier Spiele bis zum Saisonende plus möglicher Relegation ohne Zweifel ein großer Schritt in dessen Karriere – kommt aber keineswegs überraschend. „Das Standing im gesamten Verein ist aufgrund seiner guten Arbeit in der U 17 und U 19 immens“, sagt Kieferle, der nach wie vor in engem Kontakt mit Willig steht. „Für mich war es daher naheliegend, Nico zum Trainer zu ernennen. Ein externer Mann bräuchte zwei Wochen, um die Strukturen im Verein und die Spieler kennenzulernen. Die Zeit hat der VfB nicht – dann wäre die Runde rum.“ Dass Willig keine Eingewöhnungszeit braucht, nannte auch VfB-Sportvorstand Thomas Hitzlsperger als großen Pluspunkt.

Die desolate Leistung der Stuttgarter am Samstag hat gezeigt, dass vor dem ehemaligen Spieler des TuS Ergenzingen eine schwierige Aufgabe steht. Und erst einmal die Motivation wieder stimmen muss: „Es ist viel Kopfsache gerade beim VfB“, sagt Sven Hayer, der ebenfalls mit Willig in der Landesliga auflief. „Die Einstellung hat da zuletzt komplett gefehlt. Da muss Nico Mittel finden, die Spieler zu erreichen. Aber das kann er. Nico macht klare Ansagen, ist sehr geradlinig“, so Hayer, der in der neuen Saison die SG Altheim-Grünmettstetten trainiert.

Für Heiko Kieferle liegt genau darin eine Stärke Willigs. „Die Spieler werden schnell und nach wenigen Trainingseinheiten seine Idee von Fußball verstehen“, erklärt er. Zunächst werde der neue VfB-Trainer jede freie Minute nutzen, um Videomaterial zu analysieren – und dann die notwendigen Schlüsse zu ziehen. „Er begeistert durch gute, akribische Arbeit“, sagt Kieferle. In den Juniorenteams des VfB steht Willig für Offensivfußball. Kieferle glaubt, dass sein Freund den bisher erfolgreichen Weg beibehält. „Nico passt die Spielweise nicht der Situation an. Also dass Abstiegskampf gleich bedeutet, sich hinten rein zu stellen. Vielmehr wird er davon losgelöst die Spieler anschauen und nach deren Stärken spielen lassen.“

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Erstellt:
22.04.2019, 23:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 22.04.2019, 23:00 Uhr

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