Basketball

Dirk Nowitzkis Provinz-Tour

Vor 20 Jahren bestritt der NBA-Superstar 18 Bundesligaspiele für Würzburg. Zwei damalige Gegenspieler erinnern sich an die Partien.

18.10.2018

Von SEBASTIAN SCHMID

Malik Ruddigkeit (mit Ball) stahl Dirk Nowitzki (links) in der Elchinger Brühlhalle teilweise die Show. Der entscheidende Mann der Partie war aber der Würzburger, der kurz darauf seine unglaubliche Karriere bei den Dallas Mavericks startete. Foto: Archiv/Matthias Kessler

Malik Ruddigkeit (mit Ball) stahl Dirk Nowitzki (links) in der Elchinger Brühlhalle teilweise die Show. Der entscheidende Mann der Partie war aber der Würzburger, der kurz darauf seine unglaubliche Karriere bei den Dallas Mavericks startete. Foto: Archiv/Matthias Kessler

Ulm/Oberelchingen. Malik Arrendell wundert sich nur kurz, warum ein Reporter anruft und mit dem ehemaligen Basketball-Profi des SV Tally Oberelchingen über ein Spiel reden will, das vor 20 Jahren stattgefunden hat. Als die Stichworte „Würzburg“ und „Nowitzki“ fallen, weiß der 45-Jährige sofort Bescheid. „Das war das Spiel in Oberelchingen.“ Plötzlich ist bei dem 17-fachen deutschen Nationalspieler, der damals unter dem Namen Malik Ruddigkeit auf Korbjagd ging, alles wieder präsent. „Dirks Wechsel in die NBA war eigentlich schon klar, aber wegen des Streiks spielte er noch in der Bundesliga“, sprudelt es aus Arrendell heraus. „Wir haben beide in dem Spiel viele Punkte gemacht, aber Dirk hat das Spiel mit seinen Freiwürfen entschieden.“

Seine Erinnerung hat ihn nur in einem Punkt im Stich gelassen: Wie viele Zähler er und der angehende NBA-Star am 18. Oktober 1998 vor gerade einmal 600 Zuschauern in der Brühlhalle gemacht haben, weiß er nicht mehr. Auf den Hinweis, dass er mit 27 Punkten vor Nowitzki (23) Topscorer war, entfährt Arrendell ein lautes „Jawohl!“.

Dass „The German Wunderkind“ zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 20 Jahre alt war und noch keine Partie für die Dallas Mavericks bestritten hatte, tut dabei nichts zur Sache. Allein schon die Tatsache, dass er sagen kann, in einem Spiel gegen Nowitzki mehr Punkte als der gebürtige Würzburger erzielt zu haben, ist etwas Besonderes. „Dieses Spiel bleibt auf jeden Fall in Erinnerung“, sagt Arrendel, der in der Fitnessbranche tätig ist.

Nur 13 Punkte von „Dirkules“

Bei Christian Ast ist das weniger der Fall. Dabei hätte der Ex-Profi des SSV Ratiopharm Ulm ebenfalls Grund, stolz zu sein. Nur eine Woche nachdem Nowitzki im Basketball-Dorf Oberelchingen (9000 Einwohner) zu Gast war, mussten die Ulmer zum Aufsteiger, wo sie mit 79:82 unterlagen. Topscorer der Partie war Jarvis Walker, der mit seinen 34 Punkten Nowitzki vorübergehend von Platz eins der Bundesliga-Scorerliste verdrängte. „Dirkules“ erzielte nur 13 Zähler, seine zweitschlechteste Ausbeute in der Bundesliga.

Das lag auch an Ast, der, wie im Vorfeld von Trainer Peter Krüsmann angekündigt, Nowitzki verteidigen musste. „Ja, diese Aufgabe war mir auferlegt worden“, weiß der 47-Jährige noch. An Details der Partie vom 24. Oktober 1998 hat er aber keine große Erinnerung mehr. Auch im Nachhinein spielte sie für ihn keine große Rolle: „Es war eine tolle Sache und eine Ehre, gegen Dirk Nowitzki zu spielen, aber ich habe seitdem nicht mehr viel darüber nachgedacht.“ Was auch mit seiner eigenen Karriere zusammenhängt. Ast spielte von 1990 bis 1992 für die Duke University und wurde mit den Blue Devils an der Seite von Dream-Team-Mitglied Christian Laettner sowie Hall-of-Famer Grant Hill zweimal NCAA-Collegemeister.

Aus dieser Zeit erinnert er sich an ein Spiel noch ganz genau. Der 104:103-Sieg von Duke über die Kentucky Wildcats gilt als das beste Collegespiel aller Zeiten und einer der größten Momente der amerikanischen Sportgeschichte. Auch Ast ist noch immer begeistert: „Das war phänomenal.“ Im Vergleich dazu kann die Partie gegen Nowitzki wirklich in Vergessenheit geraten, zumal dieser ja noch am Anfang seiner Karriere stand. „Zum Glück musste ich ihn nicht in seinen besten Jahren verteidigen“, sagt Ast, der inzwischen Lernbegleiter für junge Sportler beim Golfclub St. Leon-Rot ist.

Ast erzielte übrigens gegen Würzburg ebenfalls mehr Punkte als Nowitzki (14:13), der in der Partie nur vier seiner 16 Zweier traf. Topscorer sowie bester Spieler der Bundesliga-Saison 1998/99 wurde er trotzdem: In seinen 18 Spielen erzielte er im Schnitt 22,5 Punkte. Das aus ihm einer der besten Basketballer aller Zeiten wird, war vor 20 Jahren auch für Arrendell nicht absehbar: „Man hat gesehen, dass er Potenzial hat. Aber dass er so durch die Decke geht, konnte keiner ahnen.“ Umso schöner ist es nun für ihn, gegen den besten deutschen Basketballer gespielt zu haben.

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Erstellt:
18.10.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 18.10.2018, 06:00 Uhr

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