Tübingen · Kommentar

Tigers: Wieder Aufruhr statt Ruhe und Kontinuität

Vincent Meissner über die Trainerentlassung der Tigers Tübingen

01.01.2020

Von vm

Muss sich auch kritischen Fragen stellen: Manager Robert Wintermantel. Bild: Ulmer

Muss sich auch kritischen Fragen stellen: Manager Robert Wintermantel. Bild: Ulmer

Die Entlassung von Douglas Spradley bei Basketball-Zweitligist Tigers Tübingen an Silvester erinnert an die seines Trainerkollegen Tim Walter bei Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart vor einigen Tagen: Beide Klubs liegen knapp hinter ihren Saisonzielen – und trotzdem haben beide ihre Übungsleiter rausgeworfen, weil sie mit den Leistungen unzufrieden waren. Die Entlassungen zeigen jedoch auch, wie groß der Erfolgsdruck ist – auch bei den Tigers: Diese Saison müssen sich die Tübinger unbedingt erstmals in der Klubgeschichte für Playoffs qualifizieren. Sonst droht dem Basketball-Standort die große Bedeutungslosigkeit.

Bei den Tigers haben Trainerwechsel rund um die Festtage fast schon eine kleine Tradition: Aaron McCarthy musste einst am 1. Weihnachtsfeiertag gehen, Igor Perovic trat einen Tag vor Heiligabend zurück. Jetzt bekam Douglas Spradley am Silvestermorgen den Laufpass. Dass die Trainerwechsel sich rund um den Jahreswechsel häufen, liegt wohl daran, dass dann die Vorrunde vorbei und die Zeit reif für eine Zwischenbilanz ist.

Auf den ersten Blick ist die Entlassung von Spradley ein verheerendes Signal von den Tigers. Im Sommer hatten sie den Aufstiegsexperten, der als Trainer drei Klubs in die Bundesliga geführt hat, mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet. Er sollte auch die Tigers wieder in die Bundesliga bringen. Nun ist er nach einem halben Jahr wieder weg – und reiht sich ein in die Liste der Kurzzeittrainer seit Ende 2017: Mathias Fischer, Aleksandar Nadjfeji, Georg Kämpf und jetzt Spradley blieben alle nur etwa ein sechs Monate. Für das Tigers-Management um Robert Wintermantel ist das kein gutes Arbeitszeugnis.

Statt Ruhe und Kontinuität – eigentlich Wintermantels Credo – gibt’s nun wieder Aufruhr. Für die Außendarstellung des Klubs auf der Suche nach Sponsoren für die Bundesliga-Rückkehr ist das nicht zuträglich. Zumal die Entlassung die erste öffentlich wahrnehmbare Handlung von Vorstand des Aufsichtsrats der neuen Tigers-Aktiengesellschaft ist, die in den kommenden Wochen ins Handelsregister eingetragen werden soll.

Obwohl den Verantwortlichen das durchaus klar ist, stellen sie die Entlassung als alternativlos dar: „In diesem Fall muss man sagen, dass wir das als beste Lösung empfunden haben“, sagt Wintermantel. Zu den detaillierten Hintergründen will er sich allerdings nicht äußern. Aus dem Umfeld der Tigers ist zu hören, dass es zusätzlich zum bisher durchwachsenen sportlichen Abschneiden bei der Mannschaft nicht gut ankam, dass Spradley die Schuld an den teils schwachen Leistungen auf die Spieler geschoben habe. Und obwohl die Tigers schon einige Male Probleme mit einer gegnerischen Zonenverteidigung hatten, soll das im Training keine größere Rolle gespielt haben.

Den Spott in den Sozialen Medien müssen jetzt sowohl der VfB Stuttgart als auch die Tigers ertragen. Der VfB hat rasch einen Nachfolger für Tim Walter präsentiert. Wie auch immer sich die Tigers entscheiden – ob sie einen ähnlich unbekannten Coach wie Pellegrino Matarazzo holen oder einen bekannten Namen – am Ende zählt ohnehin wieder nur der Erfolg.

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Erstellt:
01.01.2020, 19:15 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 01.01.2020, 19:15 Uhr

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