Fußball

Weltweiter Aufschrei nach Gründung der Super League

Die Uefa droht den beteiligten Klubs, das Bündnis Pro-Fans spricht von einer Horrorvision. Bayern München und Borussia Dortmund wollen nicht mitmachen.

20.04.2021

Von SID/DPA

Im europäischen Klubfußball knallt es derzeit gewaltig. Foto: MARCO BERTORELLO

Im europäischen Klubfußball knallt es derzeit gewaltig. Foto: MARCO BERTORELLO

Montreux. Der größte Machtkampf in der Geschichte des europäischen Club-Fußballs eskaliert und könnte sogar bereits bei der EM im Sommer einschneidende Konsequenzen haben. Die Uefa konterte die Super-League-Pläne der zwölf Abtrünnigen mit ihrer weitreichenden Reform der Champions League und sprach eine beispiellose Drohung aus. „Die Spieler, die in diesen Teams spielen, die vielleicht in einer geschlossenen Liga spielen, werden von der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft ausgeschlossen“, sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin am Montag.

Wann dies geschehen werde, ließ der Slowene noch offen. „Es geht um Gier, Eigennutz und Narzissmus einiger Personen. Wir stehen gemeinsam gegen dieses Nonsens-Projekt. Alle 55 Verbände sind gegen die zynischen Pläne“, sagte Ceferin und griff die abtrünnigen Klubs an. „Solidarität ist etwas, das für immer steht. Das einzige, was für sie zählt, ist ihre eigene Tasche.“ Er wolle die Vereine nicht „dreckiges Dutzend“ nennen – und implizierte mit seinen anderen Worten doch das.

Trotz der angekündigten Abspaltung von einem Dutzend Topklubs mit Real, dem FC Liverpool und Juventus Turin beschloss das Uefa-Exekutivkomitee die bei Fans umstrittene Reform der Champions League (siehe nebenstehender Artikel).

Der Beschluss wurde allerdings durch die Pläne von zwölf europäischen Spitzenvereinen aus England, Spanien und Italien für eine unabhängige, internationale Liga überschattet – deutsche Klubs gehören derzeit nicht dazu. Dem Dutzend reichen die zu erwartenden Einnahmen aus der Uefa-Reform nicht, zudem fehlt ihnen die absolute Sicherheit, international dabei zu sein. Die neue Liga soll jeweils in der Wochenmitte spielen und steht damit in direkter Konkurrenz zur Königsklasse der Uefa. Heftige Kritik kam von Fans und etlichen nationale Ligen, Verbänden und Vereinen. „Eine geschlossene Gesellschaft ist ein Verbrechen am Fußball“, sagte Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler. Das Bündnis Pro-Fans sprach von einer Horrorvision.

Bayern München und Borussia Dortmund wollen offenbar nicht mitmachen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke verwies darauf, dass die Mitglieder der Europäischen Klub-Vereinigung ECA diese Pläne abgelehnt hätten. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge rief zu Solidarität auf und versicherte, dass sich die Münchner nicht an den Planungen beteiligt hätten: „Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert.“

Finanziert werden soll die neue Liga maßgeblich von der US-Großbank JP Morgan. Für die Gründungsvereine sollen zunächst 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Dies würde die Einnahmen aus der Champions League deutlich übersteigen. In einigen Ländern hat der Streit eine politische Ebene erreicht. „Schädlich“ nannte der britische Premierminister Boris Johnson die Super-League-Pläne. „Die Entscheidung droht den englischen Fußball zu spalten“, schrieb die englische Daily Mail. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) haben die Gründung der Super League „mit großer Erschütterung“ aufgenommen. „Es ist verantwortungslos und nicht hinnehmbar, das gewachsene Miteinander aufs Spiel zu setzen.“

Ein Fall für die Gerichte?

Weitere drei ungenannte Klubs sollen die Super League ebenfalls mitgründen, fünf Vereine können sich pro Saison qualifizieren. Gespielt werden soll mit insgesamt 20 Mannschaften in zwei Zehnergruppen, danach im K.o.-System mit Hin- und Rückspielen in Viertel- und Halbfinals sowie einem Endspiel an neutralem Ort.

Die Super League dürfte dabei die Gerichte beschäftigen. Die zwölf Klubs haben der rechtliche Schritte eingeleitet, um die internationalen Verbände Uefa und Fifa an einer Einmischung zu hindern. Auch Uefa will nicht vor juristischen Maßnahmen zurückschrecken. sid/dpa

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Erstellt:
20.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 20.04.2021, 06:00 Uhr

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