Nationalmannschaft

Der Welttorhüter kämpft um seinen Platz im WM-Kader

Manuel Neuer spult im Trainingslager in Südtirol problemlos das volle Programm ab, doch die Härtetests stehen ihm noch bevor.

25.05.2018

Von ARMIN GRASMUCK

Übungseinheit auf höchstem Niveau: Andreas Köpke (rechts), der Torwarttrainer der deutschen Auswahl, knallte aus nur zehn Metern die Bälle auf Manuel Neuer, der unter Hochdruck an seiner Rückkehr auf die Weltbühne des Fußballs arbeitet. Foto: Miguel Medina/afp

Übungseinheit auf höchstem Niveau: Andreas Köpke (rechts), der Torwarttrainer der deutschen Auswahl, knallte aus nur zehn Metern die Bälle auf Manuel Neuer, der unter Hochdruck an seiner Rückkehr auf die Weltbühne des Fußballs arbeitet. Foto: Miguel Medina/afp

Eppan. Andreas Köpke ist nachweislich kein Angreifer der höchsten Kategorie. Der Torwarttrainer der Nationalmannschaft feierte seine größten Erfolge selbstverständlich als Ballfänger. 1996, als die deutsche Elf in England Europameister wurde, war Köpke der große Rückhalt. Wenig später wurde er sogar als bester Torwart der Welt ausgezeichnet, weil er so viele von den schwierigen und einige der sogenannten unhaltbaren Bälle abwehrte. Doch in Eppan, wo sich die deutsche Auswahl gerade auf die Weltmeisterschaft vorbereitet, ballert Köpke wie ein Scharfschütze aus allen Lagen selbst auf das Tor: Vollspann, linke Ecke, rechte Ecke, schnell und schneller und immer wieder. Der Mann, der die Schüsse im Sekundentakt abwehrt, heißt: Manuel Neuer. Er gibt sein Bestes.

Positive Eindrücke

Kann Neuer bei der WM, die in knapp drei Wochen in Russland beginnt, spielen? Macht es überhaupt Sinn, dass er anreist? Und: Wie fit ist wirklich? Diese und eine ganze Reihe weiterer Fragen bewegen seit geraumer Zeit die gesamte Fußballrepublik. In dem Trainingslager, das die deutschen Spieler bis zum 7. Juni in Südtirol bezogen haben, muss der Torhüter beweisen, dass er die Brüche des linken Mittelfußes aus dem vergangenen Jahr auskuriert hat. Er muss zeigen, dass er in vollem Umfang belastbar und stabil ist, und sich selbst in der Kürze der Zeit in Form bringen kann.

Die ersten Eindrücke sind durchweg positiv. Neuer hechtet und springt, faustet und fängt wie in seinen besten Tagen. Rund wirken die Paraden, geschmeidig der Auftritt. Die Nummer eins wirkt austrainiert, ambitioniert und höchst konzentriert. Und, ja: Im Vergleich mit den Kollegen Bernd Leno und Kevin Trapp, die ebenfalls von Köpke getrimmt werden, sticht Neuer deutlich hervor.

Marc-André ter Stegen, sein erster Vertreter, wird erst heute in Eppan erwartet, weil er am Wochenende noch mit dem FC Barcelona im Einsatz war. Spätestens am 4. Juni muss Bundestrainer Joachim Löw dem Weltverband Fifa melden, welche drei Torhüter er mit nach Russland nimmt. Zieht Neuer sein Pensum in vollem Umfang durch, ist er gesetzt.

„Er hat keinerlei Probleme, es sieht gut aus“, sagte Löw. Der Bundestrainer schaut genau hin, weil Neuer, der auch als Mannschaftskapitän amtiert, einer der Schlüsselspieler in seinem Aufgebot ist. „Er kann alle Belastungen tolerieren, auch allerhöchste Belastungen wie Sprünge“, so berichtete Löw nach dem Training: „Wenn er das Gefühl hat, er kann 100 Prozent Leistung bringen, kann er bei der WM dabei sein.“

Wie weit der Torwart, der seit September des vergangenen Jahres kein Pflichtspiel mehr bestritten hat, wirklich ist, werden die Härtetests in den nächsten Tagen zeigen. Nur für ihn hat der DFB zwei Partien neu in den Terminkalender aufgenommen. Am kommenden Montag und am Mittwoch wird die Nationalmannschaft gegen die deutsche U-20- Auswahl, die eigens nach Südtirol eingeflogen kommt, antreten.

Klare Kante in Klagenfurt

Läuft es nach Plan, steht Neuer auch in dem Freundschaftsspiel gegen Österreich, das am 2. Juni in Klagenfurt ausgetragen wird, im Tor. Danach muss Löw entscheiden. „Wir wissen alle um die Verantwortung gegenüber der Mannschaft, dem Fußball und der Gesundheit“, sagte der Bundestrainer: „Ich bin optimistisch und gehe davon aus, dass Manuel Neuer es schaffen kann.“

In Eppan arbeitet der Welttorhüter der Jahre 2013, 2014, 2015 und 2016 an den Grundlagen für seine Rückkehr auf die große Bühne des Fußballs. Ausgerechnet in Eppan. Vor acht Jahren stieß Neuer an gleicher Stelle in den Kader für die WM. Er hatte erst vier Länderspiele. Weil sich René Adler verletzte, flog er als Nummer eins nach Südafrika. Der Mann, der ihm damals im Trainingslager die Bälle um die Ohren knallte, war: Andreas Köpke.

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Erstellt:
25.05.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 25.05.2018, 06:00 Uhr

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