Tübingen

Kommentar zu den Aufstiegschancen der Tigers Tübingen: Wäre absolutes Armutszeugnis

Nun beginnt sie auch in Tübingen endlich wieder: die schönste Zeit des Jahres für Basketball-Fans – die Playoffs. Ein Kommentar von Vincent Meissner.

03.05.2023

Von Vincent Meissner

Die besten acht Mannschaften spielen im Ausscheidungsmodus um den Aufstieg. Hochspannung ist in aller Regel garantiert. Für die Anhängerinnen und Anhänger des Tübinger Zweitligisten Tigers ist das auch 2023 noch immer etwas ziemlich Besonderes. Schließlich ist es nach vielen entbehrungsreichen Jahren erst das zweite Mal, dass sich die Tübinger Basketball-Profis für eine Endrunde um die Meisterschaft qualifiziert haben.

Selbst einen Fan wie den betagten Jack Lohrmann – bis vergangene Saison der älteste Dauerkarten-Inhaber bei den Tigers, nach dem freiwilligen Verzicht auf den Lizenzantrag im Vorjahr bitter verstimmt und seitdem nur noch am Bildschirm dabei – haben die Leistungen der Tigers versöhnt. Er liebäugelt damit, zu den Playoffs in die Halle zurückzukehren.

Bemerkenswert ist, dass die Tigers es nach der überraschenden Hauptrunden-Meisterschaft in der Vorsaison und dem anschließenden Einzug in Playoff-Finale (mit der Niederlage gegen Rostock) geschafft haben, wieder eine sehr stabile Saison zu spielen und als Tabellenzweiter mit Heimrecht in die Playoffs zu starten.

Tigers-Trainer Daniel Jansson, die zentrale Figur hinter dem aktuellen Erfolg der Tübinger Basketballer, betont immer wieder, dass er seine Mannschaft so zusammengestellt hat, dass sie den Kräfteverschleiß über die Saison hinweg und insbesondere in den Playoffs mit ihrem engen Spielplan möglichst gut übersteht. Regelmäßig setzte er elf, zwölf Spieler ein und sorgt so für Entlastung bei den Leistungsträgern. Die Gegner stöhnen Woche für Woche über die intensive körperliche Spielweise der Tigers, eine wesentliche Zutat zum Tübinger Erfolgsrezept.

Sportlich scheinen die Tigers also gewappnet für die Playoff-Schlachten. Und auch einen Lizenzantrag für die 1. Bundesliga (BBL) haben sie dieses Jahr gestellt – im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als die finanzielle Lücke noch zu groß war. Alles andere wäre dem Anhang und den Sponsoren jedoch auch nicht vermittelbar gewesen. Ein großer Haupt- und Namenssponsor fehlt zwar weiterhin. Und vom Ziel, mit deutlich mehr als 3 Millionen Euro Mindestetat antreten zu wollen, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein, ist der Klub trotz der eifrigen Arbeit in Sachen Sponsoring von Vorstand und Management ein großes Stück entfernt. Zudem bleibt die Frage, ob die Zahlen und Nachweise der BBL überhaupt genügen, die Tübingens Manager Jascha Maus eingereicht hat. Die Liga hat angekündigt, am Donnerstag mitzuteilen, wer die Lizenz unter welchen Bedingungen erhält. Aber da es sich zunächst um Planzahlen handelt, stehen die Chancen wohl nicht schlecht, dass es die Lizenz mit Auflagen gibt für die Tübinger.

Haupt-Knackpunkt ist der Mindestetat in Höhe von 3 Millionen Euro. Klappt es mit der (vorläufigen) Lizenz, könnten die Tigers am Freitag mit Rückenwind in die Playoffs starten – sowohl sportlich als auch bei der weiteren Sponsoren-Akquise. Sollte der Lizenzantrag aus wirtschaftlichen Gründen scheitern, wäre das für den Wirtschaftsstandort Tübingen/Neckar-Alb ein absolutes Armutszeugnis. Schließlich gibt es genügend Unternehmen, die trotz Krise gut verdienen, aber auf Mitarbeitersuche sind. Denen müssen die Arbeitnehmer etwas bieten, auch in der Freizeit. Und die qualvollen Jahre mit weniger Tigers-Heimsiegen als Weihnachtsfeiertagen sind inzwischen passé.

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Erstellt:
03.05.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 03.05.2023, 01:00 Uhr

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