Überfällige Revolution
Kommentar zur Fleischwirtschaft im Umbruch
Steht ein Deutscher an seinem 800-Euro-Webergrill und brät ein Steak für 89 Cent.
Dieser Satz wird im Internet geteilt, in der Realität zeigt er, dass beim Lebensmittelkauf häufig noch eine Geiz-ist-geil-Mentalität herrscht. Auch Fleisch soll billig sein. Tierwohl, Gesundheit – viele sprechen davon, tun aber zu wenig dafür. Das muss sich ändern und das wird sich ändern. Die Signale sind eindeutig.
Lange wurde gefordert, dass alle Akteure zusammenarbeiten müssen, um Landwirtschaft und Tierhaltung zu verändern. Das geschieht jetzt – und das Feld wird quasi von hinten aufgerollt. Discounter wie Aldi und Lidl, lange nur als Billigheimer verschrien, preschen vor und setzen so den Rest unter Druck. Wenn viele Händler mindestens Frischluftställe fordern, zwingt das die Bauern, ihre Viehhaltung zu ändern. Es zwingt die Politik, das für die Bauern überhaupt möglich zu machen, und es zwingt Verbraucher, dieses Fleisch zu kaufen. Denn es gibt laut den Ankündigungen in wenigen Jahren kein anderes mehr in den Regalen.
Die überfällige Revolution ist also eingeleitet. Bleibt zu hoffen, dass alle Akteure vernünftig und pragmatisch handeln und so zusammenstehen, dass ein Großteil der Landwirte gut durch den Veränderungsprozess kommt. Und es muss sichergestellt werden, dass sich auch 2030 Geringverdiener noch ein Schnitzel leisten können.