VfB Stuttgart

Auf der Suche nach dem 14. Trainer in zehn Jahren

Die demonstrative Rückendeckung für Tayfun Korkut nach der 1:3-Blamage in Hannover war nichts wert: Der 44-Jährige ist gefeuert.

08.10.2018

Von WOLFGANG SCHEERER

Bekam die Abwehrprobleme nicht in den Griff: Tayfun Korkut hier in Hannover bei einem Einwurf von Verteidiger Timo Baumgartl. Foto: Könneke Volkmar

Bekam die Abwehrprobleme nicht in den Griff: Tayfun Korkut hier in Hannover bei einem Einwurf von Verteidiger Timo Baumgartl. Foto: Könneke Volkmar

Hannover/Stuttgart. Klar schmeckte die 1:3- Pleite in Hannover keinem beim VfB. Aber war da etwa hinterher, kurz nach dem Schlusspfiff, irgendetwas misszuverstehen? „Die Trainerfrage stellt sich nicht“, versicherte Sportvorstand Michael Reschke, obwohl nun die Stuttgarter auf dem letzten Tabellenplatz standen, nicht mehr die 96er. Und fügte hinzu: „Es ist nach sieben Spieltagen eine total enttäuschende Bilanz. Aber es ist definitiv noch genug Substanz in der Mannschaft und im Trainerteam, um einen Neustart zu schaffen. Wir werden alles daransetzen, um in dieser Konstellation wieder erfolgreich zu sein.“

Schon gestern, Sonntagvormittag um 9 Uhr, war plötzlich alles komplett anders. Der Verein überraschte mit einer Mitteilung, deren Überschrift lautete: „VfB Stuttgart stellt Cheftrainer Tayfun Korkut frei.“ Offenbar waren in der Führungsriege des Klubs nicht sofort alle einer Meinung: „Nach einem intensiven Austausch im Anschluss an das Spiel ist die Entscheidung gefallen, Tayfun Korkut sowie seine beiden Co-Trainer Ilija Aracic und Steven Cherundolo mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben freizustellen“, heißt es im Statement weiter.

Reschke sagte dazu dann gestern: „Die ausbleibende sportliche Entwicklung in dieser Saison und die negativen Ergebnisse haben uns dazu bewogen, diesen Schritt zu vollziehen.“ Die Entscheidung, so Präsident Wolfgang Dietrich, sei „sehr schwer gefallen“. Aber: „Über allem steht unsere Verantwortung für den VfB und seine sportliche Zukunft.“

Kurzfristig sieht sie so aus: Just zu Beginn der Länderspielpause übernimmt zunächst ein Quartett mit Ex-Nationalspieler Andreas Hinkel an der Spitze die Aufgaben. Neben dem bisherigen U-23-Coach sind Athletiktrainer Matthias Schiffers, Torwarttrainer Marco Langner und Andreas Schumacher aus dem Nachwuchsleistungszentrum zuständig für die Lizenzspielermannschaft. Erst am 20. Oktober geht es für Kapitän Christian Gentner und Co. mit dem Heimspiel gegen Tabellenführer Borussia Dortmund weiter. Eine Woche später steht dann das schwere Auswärtsspiel bei 1899 Hoffenheim auf dem Programm.

Korkut, 44, erfuhr vom Sinneswandel seines Arbeitgebers gestern früh telefonisch. Erst Ende Januar hatte er nach der Trennung von Aufstiegstrainer Hannes Wolf das Team in Abstiegsgefahr übernommen und hätte es als „Retter“ nach überraschendem Höhenflug, gekrönt vom abschließenden 4:1 beim FC Bayern, fast in die Europa League geführt.

Groß war deshalb die Hoffnung auf die erste Saison ohne Sorgen seit langem. Schon mit dem Pokal-Aus beim Drittligisten Hansa Rostock erhielt sie allerdings den ersten unerwarteten Dämpfer.

In der Fußball-Bundesliga dauerte es dann sechs Spieltage bis zum ersten Sieg (2:1 daheim gegen Werder Bremen). Durch die Niederlage in Hannover sind die Stuttgarter nun selbst auf den letzten Platz abgerutscht.

Sorgen macht vor allem die im Sommer noch weiter verstärkte Abwehr. Obwohl Korkut in Hannover phasenweise mit einer Fünferkette agieren ließ, traf der Ex-Hamburger Bobby Wood (30. und 45.+1 Minute) nach Flanken von Miiko Albornoz zweimal freistehend per Kopfball. Wieder einmal hatte Holger Badstuber im Defensivzentrum nicht seinen besten Tag. Er träumt wie der französische Weltmeister Benjamin Pavard, der nach der Saison zum FC Bayern wechseln wird, von Champions-League-Einsätzen und steht jetzt mit dem VfB ganz unten.

Weinzierl wieder ein Kandidat

Gelingt nach Korkuts Rauswurf die Trendwende? Und mit wem? Die Liste der möglichen Nachfolger, die nun gehandelt werden, wird länger: Markus Weinzierl, ehemals in Augsburg und Schalke, war schon im Januar ein Wunschkandidat, sagte aber ab. Ralph Hasenhüttl ist aktuell ebenfalls zu haben, auch Markus Gisdol. „Wir wollen jetzt nichts ausschließen“, sagte Michael Reschke, betonte jedoch auch: „Eine Überzeugungs-Entscheidung ist jetzt für uns wichtig, keine Tempo-Entscheidung.“ Klingt, als würde es etwas dauern, bis der 14. Trainer seit Armin Vehs Entlassung 2008 gefunden ist. Oder sagt Reschke heute vielleicht wieder etwas ganz anderes?

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Erstellt:
08.10.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 08.10.2018, 06:00 Uhr

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