AfD

Solides Ergebnis trotz Verlusten

Die Partei verbreitet Zweckoptimismus trotz sinkender Balken. Der Druck auf Alice Weidel dürfte wachsen.

27.09.2021

Von DOMINIK GUGGEMOS

AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla (l) und Alexander Gauland reagieren auf erste Prognosen zum Wahlausgang. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla (l) und Alexander Gauland reagieren auf erste Prognosen zum Wahlausgang. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Berlin. „Solide“ war das Wort der Stunde in der AfD, und das obwohl die Balken am Sonntag bei allen drei Wahlen nach unten zeigten. „Im Bund sind wir stabil und das trotz schwerster denkbarer Umstände“, sagt die Partei- und Fraktionsvize Beatrix von Storch dieser Zeitung. Die großen Hallen hätten der Partei im Wahlkampf gefehlt, weshalb das Ergebnis im Bund dann auch solide sei. Vor vier Jahren feierte die AfD noch ein triumphales Wahlergebnis: Mit 12,6 Prozent der Stimmen wurde sie drittstärkste Kraft im Bundestag.

Doch an diesem Sonntag sieht die Welt ganz anders aus: weniger. Im Bund verloren, in Berlin hat sich die Partei halbiert und auch in Mecklenburg-Vorpommern steht ein Minus. Damit setzt sich ein für die Partei beunruhigender Trend fort: Bei einer Wahl zulegen konnte die AfD zuletzt in Thüringen – das ist fast zwei Jahre her.

Woran liegt das? Das wird im Laufe der Woche ausdiskutiert. Der Burgfrieden zwischen dem rechtsextremen Flügel und dem im Vergleich gemäßigteren Lager um Parteichef Jörg Meuthen, der für den Wahlkampf vereinbart wurde, dürfte allerdings mit dem heutigen Sonntag Geschichte sein.

Tino Chrupalla wurde Ende November 2019 zum Ko-Parteichef gewählt. In seine Amtszeit fallen also ausschließlich Wahlniederlagen – bei der Bundestagswahl war er Spitzenkandidat. Er zeigte Zweckoptimismus und sprach ebenfalls von einem „sehr soliden Ergebnis“. Er sagte aber auch, dass die Verluste „in Ruhe analysiert“ werden müssen. Der 46-Jährige muss sich trotz allem wohl eher weniger Sorgen um seine persönliche Zukunft machen. Zu groß ist sein Rückhalt in den ostdeutschen Landesverbänden. Dazu kommt: In Sachsen, seinem Landesverband, sieht das Wahlergebnis gut aus.

Anders die Situation für Alice Weidel, die ebenfalls Spitzenkandidatin für diese Bundestagswahl war. Auch sie sprach – natürlich – von einem „soliden Ergebnis“ und ging danach aber schnell in den Angriffmodus über. „Ganz klare Wettbewerbsverzerrung“ sei dieser Wahlkampf gewesen, schimpft sie. Doch der Druck auf Weidel dürfte innerparteilich wachsen. Noch wird ihr nur unter vorgehaltener Hand vorgeworfen, im Wahlkampf viel zu wenig präsent gewesen zu sein, auch ihre TV-Auftritte werden kritisiert. Die Erfahrung lehrt: Bei der AfD kann daraus schnell öffentliche Kritik werden. Dominik Guggemos

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Erstellt:
27.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 27.09.2021, 06:00 Uhr

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