Protestaktion

Sicherheitslage auf dem Prüfstand

Greenpeace erntet nach dem Beinahe-Unglück in der Münchner Arena Kritik von allen Seiten. Die bayerische Politik zieht für die kommenden EM-Spiele Konsequenzen.

17.06.2021

Von SID

Ende einer Wahnsinnsaktion: Mit viel Mühe konnte der Bruchpilot noch auf dem Rasen der Allianz-Arena landen. Ein größeres Unglück wurde dadurch gerade noch verhindert. Foto: Ulmer/Imago

Ende einer Wahnsinnsaktion: Mit viel Mühe konnte der Bruchpilot noch auf dem Rasen der Allianz-Arena landen. Ein größeres Unglück wurde dadurch gerade noch verhindert. Foto: Ulmer/Imago

Die umstrittene Greenpeace-Aktion im Münchner EM-Stadion hat eine Diskussion um die Sicherheit während der Fußball-Europameisterschaft ausgelöst. „Die bayerische Polizei wird bei den kommenden drei EM-Spielen die Luftüberwachung verstärken, insbesondere zusammen mit der Hubschrauberstaffel“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Bei der missglückten Protestaktion vor dem EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich am Dienstagabend hatte die Polizei nach Darstellung des bayerischen Innenministers bewusst nicht auf den Motorschirmflieger geschossen, der auf dem Spielfeld gelandet war. Über dem Stadion gilt bei den EM-Spielen laut Innenministerium ein totales Flugverbot. „Es hätte ganz anders ausgehen können, auch für den Piloten“, betonte Herrmann. „Wenn die Polizei zur Einschätzung gelangt wäre, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, hätte er das mit dem Leben bezahlen müssen. Die eingesetzten Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier.“

Verletzter im Krankenhaus

Ein 38 Jahre alter Mann aus Pforzheim in Baden-Württemberg war kurz vor dem Anpfiff des Fußballspiels auf dem Platz im Münchner EM-Stadion gelandet und hatte im Landeanflug zwei Männer verletzt, die ins Krankenhaus kamen. Ein 42 Jahre alter Ukrainer, der im Stadion gearbeitet hatte, befand sich auch am Tag danach noch wegen Verletzungen am Kopf und Hals im Krankenhaus. Ein 36 Jahre alter Franzose war ebenfalls am Kopf verletzt worden, konnte das Krankenhaus aber am Tag danach schon wieder verlassen.

Der Motorschirm-Pilot wurde festgenommen, sein Flieger sichergestellt. Gegen ihn wird wegen verschiedener Delikte ermittelt, darunter schwerer Eingriff in den Flugverkehr, Hausfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung. Am Mittwoch war der Mann nach Polizeiangaben allerdings schon wieder auf freiem Fuß, weil keine Haftgründe gegen ihn vorlagen. Laut Polizeisprecher Franken hat er sich bislang nicht zu der Aktion geäußert.

Ursprünglich wollte der Pilot nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace einen großen gelben Ball in die Arena sinken lassen – als Protest gegen den Sponsor Volkswagen. Dabei geriet er in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln, so dass er ins Stadion herabsank. Greenpeace entschuldigte sich im Nachhinein für die Aktion. Der Polizei sei sie laut Angaben eines Sprechers kurz zuvor angekündigt worden.

Harsche Kritik von allen Seiten

Mehrere Politiker, darunter der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, forderten, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace auf den Prüfstand zu stellen: „Diese Aktion von Greenpeace war extrem unverantwortlich und indiskutabel. Hier sind Leib und Leben vieler Menschen in Gefahr geraten. Das ist absolut rücksichtslos gegenüber Zuschauern und allen Beteiligten im Stadion“, sagte Herrmann.

Auch die Bundesregierung hat die missglückte Protestaktion scharf kritisiert. „Das war eine unverantwortliche Aktion, die Menschen in große Gefahr gebracht hat“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. dpa

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Erstellt:
17.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 17.06.2021, 06:00 Uhr

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