Aldi

Schweinefleisch als Schnäppchen

Der Discounter startet Werbe- und Rabattaktionen, um das Überangebot im Markt zu lindern. Bauernverband und Ministerium halten von diesem Ansatz wenig.

24.09.2021

Von CAROLINE STRANG

Aldi will den Landwirten helfen und verkauft Schweinefleisch im Angebot. Eine gute Idee? Foto: © New Africa/shutterstock.com

Aldi will den Landwirten helfen und verkauft Schweinefleisch im Angebot. Eine gute Idee? Foto: © New Africa/shutterstock.com

Werbeaktionen ja, Preissenkungen nein: Der Bauernverband hat eine klare Meinung zur Ankündigung von Aldi. Die Discounter-Kette will mit zusätzlichen Aktionsartikeln in den kommenden Wochen den Absatz des massiven Überangebots von Schweinefleisch aus deutscher Herkunft unterstützen. „Im Moment geht man von einem Lagerbestand an deutschem Schweinefleisch von über 260 000 Tonnen aus“, erklärt eine Aldi-Pressesprecherin. Diese Entwicklung falle in eine Zeit, in der die Nachfrage seit Jahren stetig zurückgehe.

„Den Absatz von Schweinefleisch zu unterstützen, wird derzeit von vielen Landwirten an uns herangetragen“, erklärt Erik Döbele, Geschäftsführer Einkauf bei Aldi Süd. „Das funktioniert in Deutschland jedoch in erheblichem Umfang nur über den Preis.“ Das sieht auch sein Kollege Tobias Heinbockel aus dem Norden so: „Wir werden in den kommenden Wochen zusätzliche Aktionsartikel zu einem günstigen Preis anbieten, den Absatz stärken und somit zur Entspannung in der Landwirtschaft beitragen.“

Dieser Logik will der Bauernverband nur sehr bedingt folgen. „Werbeaktionen für Schweinefleisch sind jetzt besonders wichtig. Diese müssen die Kauflust wecken. Preissenkungen im Rahmen von Aktionen sind schlichtweg inakzeptabel“, sagt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Seine Begründung: „Fleisch ist ein sehr hochwertiges Produkt, das endlich eine Wertschätzung erfahren muss, die sich auch im Preis widerspiegelt.“ Die Verbraucher müssten verstehen, dass höhere Standards und noch mehr Tierwohl auch einen höheren Preis bedeuteten.

Das sieht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ähnlich. Ministerin Julia Klöckner (CDU) setze sich mit Nachdruck für mehr Wertschätzung für Landwirte und ihre Erzeugnisse ein, erklärt ein Sprecher. „Das heißt auch, den Lebensmitteleinzelhandel zum Umdenken aufzufordern: Kunden mit Ramschpreisen für Fleisch in die Läden zu locken, ist nicht nur unanständig. Es widerspricht auch dem Wunsch der Erzeuger nach mehr Wertschätzung und Wertschöpfung.“ Eine Billigmentalität an der Fleischtheke oder im Kühlregal sei daher kontraproduktiv. „Denn dieser Kostendruck an der Theke wirkt sich auf die gesamte Lebensmittelkette aus – an deren Ende die Tierhalter stehen.“ Klöckner habe daher ein Verbot der Preiswerbung bei Fleisch angestoßen. Fleisch solle über positive Attribute wie Qualität, Regionalität oder Herkunft beworben werden, nicht über den billigsten Preis.

Aldi verteidigt nimmt die Aufforderung zur Werbung ernst und verteidigt die Pläne. „Wir haben in den letzten Monaten aus unterschiedlichen Gründen die Bewerbung deutlich eingeschränkt“, sagt Döbele. Nicht zuletzt sei dies aufgrund des Drucks der Politik geschehen, keine Aktionspreise für Fleisch anzubieten. „Viele Experten aus dem Agrarsektor bestätigten jedoch: Die Menge an Schwein muss abverkauft werden, sonst droht ein Kollaps der deutschen Schweinehaltung.“ Der Lebensmitteleinzelhandel könne den Wandel in der Landwirtschaft nicht allein gestalten. „Nur ein Teil des Fleisches, etwa 30 Prozent, landet im Lebensmittelhandel und zu vielfältig sind die Warenströme und Lieferbeziehungen“, so Döbele. Der Bauernverband hat klare Forderungen: „Von unseren Partnern in der Vermarktungskette erwarten wir, dass sie nicht jegliche corona-bedingte Belastung an die Erzeuger weitergeben“, sagt Rukwied. Es komme darauf an, dass sich Handel, Verarbeiter und Großverbraucher auf eine Vermarktung von deutschem Schweinefleisch von der Geburt bis zum Laden einigen.

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Erstellt:
24.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 24.09.2021, 06:00 Uhr

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