Glosse
Reicht dann aber auch
Nadine Vogt über eine Meldung, die man besser dreimal liest Nadine Vogt
Ulm. Manche Meldungen liest man mehrmals, um zu ergründen, ob sie wirklich ernst gemeint sind. So geschehen auch an einem Nachmittag, als der Sport-Informations-Dienst meldete: „Surinams Vizepräsident Brunswijk mit 60 in Fußball-Rekordbüchern“. Man liest weiter, dass der Politiker Besitzer des surinamischen Erstligisten Inter Moengotapoe ist. Dass die Heimspielstätte nach ihm benannt ist, das Ronnie-Brunswijk-Stadion, und dass Fußball seine große Leidenschaft ist. Das Zuschauen alleine aber reicht ihm nicht. Im Achtelfinale der Concacaf-League, dem zweitwichtigsten Vereinswettbewerb in Nord- und Mittelamerika und der Karibik, stellt er sich einfach mal selbst auf, ist damit mit 60 Jahren und 198 Tagen der älteste Spieler in einem internationalen Klub-Wettbewerb.
Dass Geld und Macht im Fußball-Geschäft viel regeln können, ist hinlänglich bekannt. Doch in der Meldung, in der auch Brunswijks politische Machenschaften ausführlich geschildert werden, geht es noch weiter: Nach dem er vor sechzehn Jahren auf dem Spielfeld einen Revolver gezückt und einen Gegenspieler bedroht hatte, wurde er zunächst gesperrt – aus „Mangel an Beweisen“ hob man die Sperre später wieder auf. Doch wer dachte, das mit dem Alter und dem Revolver kann nicht mehr getoppt werden, wird in der Meldung eines Besseren belehrt. Brunswijk wurde in den Niederlanden und Frankreich wegen Drogenhandels verurteilt, weshalb er seinen Rekord im Rückspiel auf jeden Fall nicht toppen wird. „Im Ausland droht ihm die Festnahme durch Interpol“. Meldung Ende, reicht dann aber auch.