Großes Kino

Die Stoffsammlung macht die Ausstatterin kirre

Filmschaffende schauten sich die Mössinger Pausa an, prüften ihr Potenzial als Drehort und sammelten dort Drehbuch-Anregungen.

28.09.2018

Von Mario Beißwenger

Mössingens Museumsfrau Franziska Blum (blaues Kleid rechts) zeigte Filmschaffenden den Besprechungsraum oben im Pausa Verwaltungsgebäude. Die Sitzbezüge sind Pausa-Stoffe, die Stahlrohr-Gestelle fertigte die Firmen-Werkstatt. Bild: Matzen/Film Commission

Mössingens Museumsfrau Franziska Blum (blaues Kleid rechts) zeigte Filmschaffenden den Besprechungsraum oben im Pausa Verwaltungsgebäude. Die Sitzbezüge sind Pausa-Stoffe, die Stahlrohr-Gestelle fertigte die Firmen-Werkstatt. Bild: Matzen/Film Commission

Die Dokumentarfilmerin freut sich am Lehmbruck-Ensemble rund um den Mössinger Löwenstein-Platz, der Drehbuchautor ist vom alten Dualplattenspieler begeistert, die Frau von der Location-Agentur fotografiert die alte Alno-Küche: Diese Szenen spielten sich am Donnerstag-Nachmittag auf dem Pausa-Gelände ab.

Die Film-Kommission Stuttgart und Neckar-Alb karrte 25 Filmschaffende zu Örtlichkeiten, an denen sich Familiengeschichten erzählen lassen. Die letzte Station auf der Tour vom Stuttgarter Kaffee-Röster Hochland übers Schönbuchbräu in Böblingen bis zur früheren Textil-Druckerei.

Mössingens Museumsfrau Franziska Blum erzählte die Familiengeschichte von den Löwensteins, über ihren Kreativen Willy Häussler und dessen Heirat mit der Firmenerbin Gerda Greiner. Baubürgermeister Martin Gönner schloss die Repräsentationsräume im Obergeschoss des Pausa-Verwaltungsgebäudes auf und Regisseur wie Requisiteur brachen in Ahs und Ohs aus.

„Das ist doch irre“, sagt Angelika Weimer, während sie in Stoffmusterbüchern blättert oder die Stoffballen in die Hand nimmt. Weimer kümmert sich um die Ausstattung von Filmproduktionen. Birgit Hettich, Inhaberin der Stuttgarter Agentur Watch Out, die Drehorte vermittelt, rümpft etwas die Nase über die Deckengestaltung im Esszimmer der Pausachefs. „Das ist doch nicht ganz gelungen.“

Gönner kann das Knallrot erklären. Willy Häussler, erst Kreativ-Direktor bei der Pausa dann Firmenchef, habe alles in den nie von der Familie genutzten Räumen in Weiß-Tönen und materialsichtigen Oberflächen gehalten. Der Stiefsohn und spätere Pausa-Geschäftsführer Werner Greiner wollte da Farbakzente setzen.

Laura Müller, in Ludwigsburg ausgebildete Filmproduktionsfrau, freut sich über die Geschichte und die Location. Sie vertritt mit Ulla Matzen die Film-Kommissionen von Neckar-Alb und Stuttgart. Filmleute müssten mögliche Drehort spüren können, deshalb lade die Kommission zu einer jährlichen Tour. „Auf dem Papier kann vieles gut aussehen, was in der Wirklichkeit nicht funktioniert.“

Hettich schätzt die Arbeit der Kommission, die Filmproduktionen und damit Wertschöpfung in die Region holen soll. „Man kommt ja nicht ohne weiteres in jede Location.“ „Man bekommt selten so komprimiert Informationen in der Umgebung“, lobt der Stuttgarter Autor Sandro Lang die Location-Tour.

Beim Abschluss der Besichtigung im Pausa-Café kommt Dokumentarfilmerin Sabine Willman noch zu Blum. „Mir hat das sehr gut gefallen. Ich melde mich wieder bei Ihnen.“

Was macht die Kommission, wenn sie nicht tourt

Die Film Commission, wie es englisch geschrieben richtigerweise heißt, ist eine Einrichtung der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart. Für Neckar-Alb gibt es sie seit März 2017. Sie gibt Rat zu Drehorten, den Locations, oder vermittelt Filmteams von Kameraleuten bis zu Ausstattern. Es kann aber auch nur ein Raum sein für das Interview einer Dokumentarfilmerin.

Für die Region Neckar-Alb arbeitet Laura Müller, diplomierte Film- und Fernsehproduzentin, von Stuttgart aus. Sie erinnert daran, dass etwa der aktuelle Mackie-Messer-Film sechs Wochen lang in einer alten Metzinger Fabrik gedreht wurde oder dass kürzlich der Sonntagstatort eine Sequenz mit der Wurmlinger Kapelle zeigte.

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Erstellt:
28.09.2018, 18:54 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 28.09.2018, 18:54 Uhr

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