Kommentar · Impfen
Politik im Notstand
Dass Politiker in der Pandemie mit Superlativen nur so um sich werfen, ist nicht neu. Nun war es Grünen-Chef Robert Habeck vorbehalten, eine „Not-Impfstoffwirtschaft“ als probates Mittel gegen Vakzin-Mangel auszurufen.
Berlin. Assistiert vom CSU-Mann Manfred Weber, Chef der Konservativen im EU-Parlament, der im Notfall per Zwangslizensierung Vakzin von anderen Firmen produzieren lassen will.
Die Politik tut so, als seien aus großen Worten viele kleine Impfdosen zu generieren. Um die Fertigung zu steigern, gibt es ja bereits erstaunliche Kooperationen. Aber selbst Profis wie Sanofi aus Frankreich und Novartis aus der Schweiz, die nun Biontech helfen wollen, brauchen für die Vorbereitung Zeit und werden erst ab Sommer liefern – die Produktion ist anspruchsvoll.
Wegen der Vakzine, die vor der Zulassung stehen, dürften wir spätestens ab Herbst sehr viel Impfstoff haben. Worum es jetzt geht, sind die unmittelbar vor uns liegenden Wochen. Und für die kann kein Politiker per lautstarker Beschwerde, netter Bitte oder das Ausrufen eines Notstandes Impfstoff herbeizaubern. So unerfreulich das für all die, die auf schnellen Schutz hoffen, auch ist.