Nationalmannschaft

Das Feuer neu entfachen

Der entthronte trifft auf den neuen Weltmeister – und ist heute in München gegen Kylian Mbappe und Co auf vielen Ebenen gefordert.

06.09.2018

Von GEROLD KNEHR

Der schnelle Franzose Kylian Mbappe, hier beim 2:2 im vergangenen November in Köln gegen Niklas Süle und Emre Can, ist eine Herausforderung für jede Abwehr der Welt. Foto: Schüler/Eibner

Der schnelle Franzose Kylian Mbappe, hier beim 2:2 im vergangenen November in Köln gegen Niklas Süle und Emre Can, ist eine Herausforderung für jede Abwehr der Welt. Foto: Schüler/Eibner

München. Gar nicht so schlecht stehen die Chancen, dass dem deutschen Fußball-Nationalteam der Neustart nach dem WM-Debakel in Russland gegen den neuen Weltmeister Frankreich gelingt. Die vergangenen fünf WM-Triumphatoren (Deutschland 2014, Spanien 2010, Italien 2006), Brasilien (2002) und Frankreich (1998) waren nach ihrem Titelgewinn alle noch so siegestrunken, dass sie ihr erstes Spiel danach nicht gewinnen konnten.

Lediglich WM-Sieger Brasilien (1994) startete in den vergangenen 24 Jahren mit einem 2:0 gegen das damalige Jugoslawien erfolgreich in die Nach-WM-Ära. Auch bei den deutschen Weltmeistern von 1974 war der Titelgewinn in München (2:1 im Finale gegen die Niederlande) kein Knackpunkt. Das Team des damaligen Bundestrainers Helmut Schön knüpfte mit einem 2:1 in der Schweiz prompt an den WM-Erfolg an.

Auf das Resultat kommt es heute im Spiel zwischen dem entthronten und dem neuen Weltmeister nicht alleine an. Viel spannender ist die Frage, welche Konsequenzen Trainer Joachim Löw und sein Team aus dem Russland-Desaster gezogen haben. Wie tritt die Mannschaft auf? Findet sie eine bessere Balance zwischen Angriff und Verteidigung? Wird sie zum Auftakt der neuen Nations League mit hohem Tempo und schnellen Abspielen agieren? Finden die übriggebliebenen Weltmeister von 2014 (Manuel Neuer, Mats Hummels, Jerome Boateng, Toni Kroos, Thomas Müller) sich mit den nachrückenden Spielern zu einer Einheit zusammen?

„Auf Teufel komm raus“

„Es liegt an uns, das Feuer neu zu entfachen“, sagt der Bundestrainer vor dem Neuanfang. Sein Hauptaugenmerk heute dürfte auf der Stabilisierung der Defensive liegen, die sich in der Vergangenheit bei gegnerischen Kontern allzu oft hatte überrumpeln lassen. „Wir müssen wieder das Bewusstsein schaffen, das eigene Tor auf Teufel komm raus zu verteidigen. Daran müssen sich alle Spieler beteiligen.“

Eine grundsätzliche Abkehr von seinem bisherigen Spielsystem wird Löw freilich nicht vollziehen. Ballbesitz, Spieldominanz, spielerische Elemente – „diese Vision werden wir nicht komplett eingraben. Das wäre kompletter Blödsinn.“

Der Hoffenheimer Nico Schulz darf heute als Linksverteidiger mit seinem ersten Länderspiel rechnen. Leverkusens Talent Kai Havertz (19) und Abwehrspieler Thilo Kehrer (22) könnten ihm spätestens am Sonntag gegen Peru mit ihrem Länderspieldebüt folgen – falls sie nicht schon heute eingewechselt werden.

Die Aufgabe, vor der sich die DFB-Auswahl gestellt sieht, ist sehr anspruchsvoll. Frankreich trotzt vor Selbstvertrauen und hat, beispielsweise in 180-Millionen-Mann Kylian Mbappe, viel Potenzial. Der 19 Jahre junge Star von Paris St. Germain ist einer, der mit hohem Tempo in die Tiefe geht und an einem guten Tag für jede Abwehr der Welt zu einer Herausforderung wird.

Den Gefallen, den in der Weltranglisten auf Platz 15 zurückgefallenen Ex-Weltmeister zu unterschätzen, scheinen die Franzosen der DFB-Auswahl allerdings nicht tun zu wollen. „Deutschland bleibt Deutschland, egal was bei der WM passiert ist. Sie haben eine großartige Mannschaft“, sagt der Stuttgarter Verteidiger Benjamin Pavard. Selbstbewusster äußert sich Paul Pogba (Manchester United) „Ich möchte gegen Deutschland zeigen, dass wir die Besten auf der Welt sind“, sagt der Mittelfeldstar von Manchester United.

Gespannte Fans

Der Zuschauer jedenfalls sind gespannt, wie das Team heute und im Testländerspiel am Sonntag gegen Peru auftreten werden. Es geht darum, nach dem verkorksten Sommer einen Stimmungsumschwung einzuleiten. Löw und sein Team scheinen bei diesem Vorhaben durchaus Kredit zu haben. Beide Arenen jedenfalls sind ausverkauft, die in München genauso wie die wesentlich kleinere in Sinsheim, wo 25 494 Tickets für das Freundschaftsspiel am Sonntag gegen Peru verkauft wurden.

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Erstellt:
06.09.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 06.09.2018, 06:00 Uhr

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