Wahlkampf

Linke sieht sich als „Anwältin der wahren Leistungsträger“

Die Partei hat ein Spitzenkandidaten-Duo für die Bundestagswahl nominiert und kämpft um mehr Aufmerksamkeit, auch mit Seitenhieben auf die Konkurrenz.

11.05.2021

Von ANDRé BOCHOW

Optimistischer Start: Janine Wissler und Dietmar Bartsch sind Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Optimistischer Start: Janine Wissler und Dietmar Bartsch sind Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Ein richtiges Geheimnis war es nicht mehr, nun aber ist es offiziell. Janine Wissler, die Parteivorsitzende und Dietmar Bartsch, Fraktionschef im Bundestag, werden den Wahlkampf der Linken anführen. Das Duo wurde am Montag vom Parteivorstand mit 87 Prozent Zustimmung ins Rennen geschickt. Ko-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow versicherte im Palais der Berliner „Kulturbrauerei“, es sei bei der Nominierung nicht um „Proporz gegangen, nicht um Mann, Frau, Ost, West oder um Strömungen, sondern es geht darum, dass die beiden für unsere Politik stehen“. Genau den angesprochenen Proporz verkörpern die Hessin Janine Wissler und der Ostdeutsche Dietmar Bartsch allerdings durchaus.

„Die Linke ist die Anwältin der wahren Leistungsträger“, verkündete Bartsch – „der Krankenschwestern, der Erzieherinnen und Lehrer, der Paketboten, der Arbeiterinnen und Arbeiter“. Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Sahra Wagenknecht. Die immer noch bekannteste Linke hatte behauptet, dass ihre Partei die Interessen eben jener aufgeführten Menschen nicht mehr glaubwürdig vertrete. Auf sie angesprochen, meinte Bartsch, Wagenknecht werde im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen auftreten. Ansonsten spreche die Ex-Ko-Fraktionschefin „strategische Fragen an, über die es sich lohnt zu reden.“ Aber: „Eine Debatte Identitätspolitik versus Klassenpolitik nutzt den Menschen im Lande null.“ Zwei Botschaften haben die Spitzenkandidaten parat. Die Linken wollen die Lage jener Menschen verbessern, die dieser Verbesserung bedürfen und sie wollen das Land modernisieren. Corona habe viele Probleme offengelegt. Vor allem die vielfache Spaltung der Gesellschaft. „Es ist doch eine völlig irre Situation, wenn im vergangenen Jahr der Lidl- und Kaufland-Besitzer Dieter Schwarz um 14 Milliarden Euro reicher geworden ist.“ Gleichzeitig hätten 40 Prozent der Menschen Einkommensverluste zu beklagen. „Damit finden wir uns nicht ab. Wir sind nicht die Partei, die an Stellschrauben dreht, wir sind die Partei der grundsätzlichen Reformen“.

Janine Wissler konkretisierte weiter, man wolle nach der Pandemie nicht zurück „zum kapitalistischen Normalzustand vor Corona, sondern hin zu einer Gesellschaft, in der Solidarität und Respekt keine leeren Versprechen sind“. Mietenstopp, Krankenhäuser, die keine Gewinne mehr machen müssen, bessere Bezahlung in der Pflege: Vieles klingt, wie das, was sich die SPD vorgenommen hat. Doch „die SPD hat ein Glaubwürdigkeitsproblem“, behauptete Dietmar Bartsch. Außerdem habe es eine „gewisse Ironie“, dass die SPD bei Umfragewerten um 15 Prozent einen Kanzlerkandidaten stelle. Die Linken liegen derzeit bei 6 bis 8 Prozent. Ihr erklärtes Ziel, laut Bartsch: „Wir wollen zweistellig werden.“ André Bochow

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Erstellt:
11.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 11.05.2021, 06:00 Uhr

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