Kommentar

Entzug ja, Boykott nein

China begeht Menschenrechtsverletzungen, die dem olympischen Gedanken widersprechen. Man sollte dem Land die Winterspiele 2022 entziehen. Ein Boykott wäre aber falsch, denn er träfe die falschen.

08.04.2021

Von DOMINIK GUGGEMOS

Berlin. Eine Million Uiguren sitzen derzeit laut Menschenrechtsorganisationen in Umerziehungslagern im Nordwesten Chinas. Wenig widerspricht dem olympischen Gedanken mehr, als Menschen wegen ihrer Religion zu quälen. Ja, es gibt daran Kritik und mittlerweile auch EU-Sanktionen. Das Problem ist, dass das keine Verhaltensänderung bei der Kommunistischen Partei bewirkt. China die Olympischen Winterspiele 2022 zu entziehen, wäre der ultimative Scheinwerfer auf das Problem, ein Propaganda-Desaster – und genau das richtige Zeichen. Doch dass es dazu kommt, ist utopisch. China ist schlicht zu mächtig.

Die USA dachten jetzt laut über einen Boykott nach, schoben der Diskussion aber vorerst einen Riegel vor. Gut so. Denn die Leidtragenden eines Boykotts wären die Sportlerinnen und Sportler. Auf deren Rücken einen politischen Kampf auszutragen, den sich Regierungschefs nicht trauen, wäre infam. Helmut Schmidt entschuldigte sich später zu Recht dafür, als Kanzler den Boykott der Sommerspiele 1980 in Moskau durchgesetzt zu haben. Darüber zu reden ist trotzdem richtig. Nichts stört die KP mehr als ein großer, internationaler Scheinwerfer.

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Erstellt:
08.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 31sec
zuletzt aktualisiert: 08.04.2021, 06:00 Uhr

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