Mord in Idar-Oberstein
Kommentar: Entsetzen missbraucht
Man kann es der Fassungslosigkeit über diese unfassbare Tat zuschreiben, dass dem Entsetzen sofort die Suche nach Schuldigen folgte. Aber wurde der 20-jährige Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein wirklich deshalb erschossen, weil die AfD das politische Klima vergiftet oder weil die „Querdenker“ ihren Bedeutungsverlust nicht verkraften?
Berlin. Ist Friedrich Merz jemand, der Verständnis für die Tat zeigt, nur weil er Zweifel an manchen Corona-Maßnahmen hat? Hubertus Heil (SPD) hat Merz in diese Ecke gerückt. Lässt sich aus der Tatsache, dass der Mörder auf Twitter den Herren Maaßen (CDU) oder Pazderski (AfD) folgte, eine direkte Verbindung zur Tat herleiten?
Nein, lässt sich nicht. Es gibt Menschen, die sind auch ohne Thema so voller Hass, dass ihnen nur ein Psychiater helfen könnte. Deswegen ist es schändlich, eine furchtbare Tat samt Opfer politisch zu instrumentalisieren. Zur Wahrheit gehört auch, dass der Mord von Idar-Oberstein wahrscheinlich zu weiteren Radikalisierungen in rechtextremen, verschwörungsbereiten Kreisen führen wird. Schlimm genug. Aber nichts wird besser, wenn der Mord in den Wahlkampf hineingezogen wird.