Teneriffa

Coronavirus: Eingesperrt im Traumhotel

Ein italienischer Urlauber wird auf Teneriffa positiv auf Covid-19 getestet. Jetzt steht das ganze Hotel mit rund 1000 Gästen unter Quarantäne.

26.02.2020

Von Martin Dahms

Die Polizei riegelt das vom Coronavirus betroffene Hotel H10 Costa Adeje Palace auf Teneriffa ab.  Nach einem bestätigten Coronavirus-Fall ist das ganze Haus mit seinen rund 1000 Gästen unter Quarantäne gestellt worden. Foto: AP/dpa

Die Polizei riegelt das vom Coronavirus betroffene Hotel H10 Costa Adeje Palace auf Teneriffa ab. Nach einem bestätigten Coronavirus-Fall ist das ganze Haus mit seinen rund 1000 Gästen unter Quarantäne gestellt worden. Foto: AP/dpa

Am Dienstagmorgen bekamen die Gäste in den rund 500 Zimmern des Hotels H10 Costa Adeje Palace einen Zettel unter die Tür geschoben. Auf Spanisch, Englisch, Französisch und Italienisch stand darauf: „Das Hotel ist aus sanitären Gründen geschlossen worden. Sie müssen so lange auf den Zimmern bleiben, wie es die Gesundheitsbehörden anordnen.“ Das traumhafte Vier-Sterne-Hotel im Südwesten Teneriffas ist zum Gefängnis geworden. Rund um das Gebäude zog Polizei auf, die das Strandhotel mit Plastikbändern absperrte.

Der Auslöser für die Quarantäne ist ein neuer, vierter Covid-19-Fall in Spanien. Ein 69-jähriger italienischer Arzt aus der Lombardei hatte gemeinsam mit seiner Frau eine Woche Urlaub im Costa Adeje Palace verbracht, als er Symptome einer Grippe an sich bemerkte. Er ging zum Arzt, und am Montagnachmittag bestätigte das Universitätskrankenhaus der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife den Verdacht auf Corona. Der Arzt und seine Frau befinden sich seitdem isoliert in einem Krankenhaus auf der Insel – während ihre Miturlauber am Dienstagmorgen erfuhren, dass sie ihr Hotel nicht verlassen dürfen.

An der Hotelrezeption nahm am Dienstag niemand das Telefon ab. Auch in der Zentrale der Hotelkette H10 in Barcelona gab es keine Informationen über die Lage innerhalb der luxuriösen Anlage mit ihren vier Schwimmbädern und zwei Whirlpools, sieben Restaurants und Bars sowie direktem Zugang zum Strand – normalerweise.

Auch Deutsche betroffen

„Wir müssen davon ausgehen, dass sich unter den von den Quarantänemaßnahmen Betroffenen auch deutsche Staatsangehörige befinden“, hieß es am Dienstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Britische Gäste setzten sich mit Medien ihres Heimatlandes in Kontakt: Sie hätten jetzt, wo sie eingeschlossen seien, größere Angst sich anzustecken, sagten David Hoon und Pamela Scott zur „Daily Mail“.

Ein weiterer Brite namens Christopher Betts erstellte ein kurzes, von der Nachrichtenagentur Reuters verbreitetes Video, in dem er unter anderem erzählt: „Das Hotel funktioniert normal, aber wir kommen nicht raus. An jeder Tür stehen Polizisten. Das Personal ist sehr freundlich, es tut alles, was es kann, um uns zu helfen, und wir haben normal frühstücken können.“

Myriam Kelly vom Verband der Zimmermädchen Las Kellys sagte, dass die 30 Beschäftigten der Nachtschicht am Morgen erfahren hätten, dass sie das Hotel nicht verlassen dürften.

Die Hotelkette H10 beschränkte sich auf eine knappe Pressemitteilung. Man befolge alle Vorgaben der Gesundheitsbehörden, um die Sicherheit und das Wohlergehen der Menschen im Hotel sicherzustellen. „Wir geben Kunden und Hotelbelegschaft alle nötige Fürsorge und Aufmerksamkeit“, so dass sie trotz der Unannehmlichkeiten „bestmöglich betreut“ seien.

Die kanarischen Gesundheitsbehörden berichteten, dass nun diejenigen Personen, die engeren Kontakt mit dem erkrankten Italiener hatten, untersucht würden. In Spanien hat es bisher drei weitere Corona-Fälle gegeben: den eines deutschen Urlaubers auf Gomera, den den eines britischen Residenten auf Mallorca und – wie am Dienstag gemeldet wurde – einen Fall in Barcelona, den ersten auf dem Festland.

Die Sprecherin der spanischen Regierung, María Jesús Montero, sagte am Dienstagmittag: „Spanien hat ein qualifiziertes und gut vorbereitetes Gesundheitssystem.“ Die Regierung verfolge die Lage und werde, nach den jeweiligen Erfordernissen, „mit Augenmaß, Verhältnismäßigkeit und Transparenz“ handeln.

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Erstellt:
26.02.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 26.02.2020, 06:00 Uhr

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