Frei dichtende Journalisten
Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck beantwortete Fragen zu seinem Film „Werk ohne Autor“
Mit 20 Minuten Verspätung kam Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck am Donnerstagabend im Kino Museum an, direkt vom Filmfestival im belgischen Gent und auf dem Sprung zu einem weiteren Termin nach Stuttgart.
Schuld an der Verspätung war die gesperrte ICE-Strecke von Köln nach Frankfurt. Knapp 25 Minuten nahm er sich noch Zeit, um Fragen aus dem Publikum zu seinem neuen Film „Werk ohne Autor“ zu beantworten. Verzichten musste Donnersmarck bei diesem PR-Auftritt auf den erkrankten Hauptdarsteller Sebastian Koch, mit dem er seit dem Kinostart des Films am 3. Oktober durch die Lande tourt.
Das Kino 1 war gerade einmal zu Hälfte besetzt. Es mag sein, dass das zurückhaltende Interesse an den überwiegend negativen Kritiken lag, mit denen der Film bedacht wurde. Um Kritik am Film ging es auch gleich in der ersten Frage aus dem Publikum: Warum habe sich Gerhard Richter über den Film beschwert – der Künstler, dessen Werdegang, zumingest laut einhelliger öffentlicher Meinung, in der Gestalt des Malers Kurt Barnert nachgezeichnet wurde?
Donnersmarck widersprach: Er habe lediglich „Elemente“ aus Richters Leben „entlehnt“ und nie den Anspruch gehabt, dessen Leben abzubilden. Die Frage des Zuschauers konterte er mit dem Verweis auf „frei dichtende“ Journalisten: Richter habe ihm versichert, dass er den Film nicht gesehen hat, sondern nur den Trailer.
Er sei gedrängt worden, sich dennoch zu äußern, was er mit der Bemerkung tat, dass ihm der Trailer „zu reißerisch“ sei. „Eine interessante Erfahrung, die man hier macht: Es gibt unter den Journalisten unglaublich beeindruckende Menschen. Es gibt aber auch sehr viele Menschen in der Zunft, die sehr viel freier dichten, als ich das tue“, so der Regisseur.
Er nutzte die kurze Zeit, um den Grundgedanken seines Films zu skizzieren: Es gehe um die allgemeine Fähigkeit von Menschen, erfahrenes Leid zu verwandeln; im Film ist dies der Maler, der Kunstwerke erschafft. Die Ausführung ergänzte Donnersmarck mit einem Allgemeinplatz: „Man hat immer die Möglichkeit, bei einer Verletzung zu sagen: Man wächst jetzt daran oder man zerbricht daran.“
Wie über die DDR ohne die Überheblichkeit der Westdeutschen berichtet werden könne, wollte ein anderer Zuschauer wissen. Donnersmarck betonte, dass in dem Film nichts mit erhobenem Zeigefinger präsentiert werde. Auf eine Bemerkung von Alexander Kluge sei er besonders stolz: Dieser bescheinigte ihm, dass er in „Werk ohne Autor“ nicht mehr schildere, als er beobachtet habe. Donnersmarck verabschiedete sich von den Kinobesuchern in der Hoffnung, dass sie seinen Film „vorurteilsfrei und mit offenem Herzen“ anschauen mögen.