Für die Familie

Ein Schaufenster des Regionalen

Die FDF-Messe bietet – ganz analog – bis zum nächsten Sonntag ausgiebigen Direktkontakt mit unterschiedlichsten Angeboten.

11.03.2019

Von Wolfgang Albers

Eine ausführliche Beratung ist auf der FDF-Messe üblich.

Eine ausführliche Beratung ist auf der FDF-Messe üblich.

Michael Weiss ist ein versierter Einbrecher. Kennt die neuesten Tricks aus der Branche, bekommt mit einem Schraubenzieher in Sekunden ein Fenster auf. Am liebsten ist es ihm aber, wenn er sich vergebens abschuftet. Wenn Brecheisen, Hammer und anderes schweres Gerät auch nach einer Viertelstunde nicht den Weg ins Haus freimachen.

Dann weiß der Mann aus Gammertingen-Feldhausen: Da ist wieder ein System, das Einbrecher wirksam aufhält – weit über die drei Minuten hinaus, die als guter Einbruch-Schutz gelten. Ein System, das er dann bestens seiner Kundschaft empfehlen kann. Denn Michael Weiss und seine Frau Ingrid haben sich auf Schutz vor Einbrüchen spezialisiert.

Wie man sich schützt, zeigen sie auf der FDF, der Messe für die Familie. Am Samstag eröffnete sie, die Winzerkapelle Harmonie spielte zur Eröffnung und Cord Soehlke, der Erste Bürgermeister Tübingens, hob hervor, warum solche Messen samt ihren Ständen wie dem der Firma Weiss noch jede Berechtigung haben: „Hier kann man die Dinge noch anfassen – und das ist in Zeiten von Amazon gar nicht mehr so selbstverständlich.“

Außerdem sei die Messe ein Schaufenster des Regionalen, und schließlich ermögliche sie den direkten Kontakt: „Das ist im Internet längst nicht so ausgeprägt.“ Und als Mann für das Bauen ist Soehlke auch gleich aufgefallen, dass gerade dieser Bereich in Tübingen stark vertreten ist: „Die FDF ist ja in diesem Teilbereich größer als manche reine Bau-Messe. Find ich sehr spannend.“

Tatsächlich ist das Angebot in den Hallen groß. Whirlpools, Insektenschutzgitter, Pflasterverfugungen, Wintergärten, Öfen, und, und, und. In einem Stand wartet Michael Hoch auf Interessenten. Er vertritt den Fertighaus-Hersteller Allkauf – zum ersten Mal ist der Produzent aus dem Hunsrück auf der Tübinger Messe.

Macht das Sinn, wo doch in Tübingen kaum noch ein Grundstück auf dem Markt ist? Michael Hoch ist da gar nicht so pessimistisch. Klar, Städte seien schwierig, aber gerade deshalb spüre seine Firma einen zunehmenden Trend: Dass die Leute wieder mehr aufs noch bezahlbare Land ausweichen. Immerhin 3500 Häuser verkauft Allkauf pro Jahr – und auch in der Region sieht die Firma ihre Chancen.

Wer so ein Haus hat, möchte darin keine ungebetenen Gäste haben. Passiert aber viel zu oft, ist die Erfahrung von Ingrid Weiss. Und es gehe nicht nur um Einbruch: „Bedrohungen bis hin zur Morddrohung nehmen zu.“ Oder die Kunden erzählen ihr von Stalking – und den psychischen Folgen von Einbrüchen: „Wie hatten Männer wie Bäume, die nur noch heulen. Wenn ein Einbrecher bei Ihnen auf dem Bett gesessen ist, dann sitzt der nach 15 Jahren noch dort.“

Seit vier Jahren hat sich Michael Weiss, gelernter Glaser und Fensterbauer, deshalb auf Einbruch-Sicherung spezialisiert. Und das Ehepaar verspricht effektiven Schutz: „Wir können unheimlich viel abwehren.“ Dann lebe es sich deutlich unbeschwerter.

Wer vor Einbrüchen sicher ist, hat mehr Zeit für andere Dinge: Grillen zum Beispiel. Eine eigene Mini-Messe innerhalb der FDF widmet sich bis zum heutigen Montag diesem Thema, und mittendrin steht Peter Dölker, Deutscher Meister der Griller. Der Tübinger schwört auf den Gas-Grill: „Steuerung ist das Hauptargument. Wenn ich den auf 100 Grad einstelle, dann hat der die 100 Grad. Um einen Holzkohlegrill optimal zu steuern, müssen Sie schon ein Profi sein.“

Die Geräte, die Peter Dölker dabei hat, sind schon etwas raumgreifender als ein handelsüblicher Grill. Und von ihrer Technologie vergleicht Peter Dölker sie mit Oberklasse-Automobilen: „Wie ein Mercedes der gehobenen C-Klasse oder wie einen 5-er BMW.“

Man kann seine Wurst aber auch ungegrillt essen – dafür plädierte am Stand nebenan Gildas Voland. Ein Franzose aus der Bretagne, der einen Laden, die „Petit Coin de France“, in Berlin hat, und dessen Familie an der Ardèche lebt. Und dort die Salamis herstellt – in 15 verschiedenen Sorten von Walnuss bis Wildschwein –, die Gildas Voland auf seiner Messepremiere in Tübingen anbietet.

Selbstgefertigtes hat auch Felix Benz anzubieten. Eigentlich ist er Koch auf Schloss Weitenburg, aber die Arbeitspausen nutzt er zum Basteln. Er baut Miniaturwelten, einen Straßenzug im Winter beispielsweise. An diesen Dioramen finden auch Kunden Gefallen, Felix Benz hat schon einige Aufträge gehabt, sein jüngster ist noch ausgestellt: Ein Südseestrand, auf den Johnny Depp als Captain Jack Sparrow Richtung Ufer prescht. Überhaupt haben die Bastler eine eigene Ecke auf der Messe. Wolfgang Martin stellt seinen Nachbau der Tübinger Oberpostdirektion vor – längst ist das Areal ja abgerissen.

Und der Modelleisenbahnclub Rottenburg zeigt wieder die Ammertalbahn, die von Mal zu Mal wächst. Diesmal ist der Bahnhof Unterjesingen dazugekommen. Und die Anlage hat etwas von der Dramatik des Hamburger Wunderlandes. An der Autobahnbrücke am Ende hat es ziemlich gekracht, und die Bahn scheint auch noch direkt ins Leere zu purzeln.

Alles nur ein Trick, erklärt Stefan Speidel: Unterirdisch kriegt der Zug noch die Kurve. Die Anlage hat ja jetzt schon stolze 26 Meter, aber die Messeleitung wird sich überlegen müssen, was in zwei Jahren ist: Da wollen die Modellbahner auch die Bahnhöfe Breitenholz, Entringen und Altingen fertig haben.

Wie man sich vor Einbrüchen schützt, Fenster reinigt oder sein Würstchen grillt: Die Themenvielfalt auf der FDF ist groß. Bilder: Uli Rippmann

Wie man sich vor Einbrüchen schützt, Fenster reinigt oder sein Würstchen grillt: Die Themenvielfalt auf der FDF ist groß. Bilder: Uli Rippmann

Tipps vom Grillmeister

Was Holzkohlengrillerfür das Kohlen-Aroma halten, sind laut Peter Dölker meist die Benzpyrene, aromatische Kohlenwasserstoffe, die entstehen, wenn Fett oder Fleischsaft in die Glut tropft. Das Hauptproblem dabei: Diese Benzpyrene sind krebserregend. Peter Dölker rät deshalb bei dunkel gewordenen Würsten zum Gegengift: Senf. „Der hat viele Flavonoide, das neutralisiert dann die Benzpyrene. Deshalb schmeckt Senf an der Wurst auch so gut – der Körper weiß, dass er das braucht.“ Wem das noch nicht reicht: mit Bier nachspülen – hat auch Flavonoide. „Aber nicht so viele“, schränkt Peter Dölker den zu exzessiven Griff zur Pulle ein.

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Erstellt:
11.03.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 56sec
zuletzt aktualisiert: 11.03.2019, 01:00 Uhr

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