Vincent Meissner über Rückwechsel und Flex-Modell

Die Fußball-Kreisliga als Experimentierfeld

Die niedrigsten Fußball-Ligen – bei uns die Kreisliga B, die am Wochenende in die neue Saison startet – sind immer wieder Experimentierfeld für Regeländerungen. Jüngstes Beispiel ist das in der Kreisliga B eingeführte „Norweger Modell“.

01.09.2018

Von vm

Diese auch unter dem Namen „Flex-Modell“ bekannte Variante des Fußball-Spiels wird nicht wie eh und je 11 gegen 11, sondern nur mit 9 gegen 9 gespielt. Der Hintergrund: So können in Zeiten des demografischen Wandels auch Teams mitspielen, die zunehmend weniger Spieler im Kader haben.

Auch die Rückwechsel-Regel in den untersten Ligen hat der Verband einst eingeführt, damit Mannschaften mit weniger Personal weiter im offiziellen Spielbetrieb mitkicken können. Seither dürfen ausgewechselte Spieler – im Gegensatz zu den höheren Ligen – wieder zurück ins Spiel kommen.

Diese Regel hat sich etabliert. Der Bezirksvorsitzende Josef Haug bekam in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten positive Rückmeldungen: „Das kommt sehr gut an bei den Vereinen“, sagt er. „Wenn keine vier Auswechselspieler dabei sind, sondern beispielsweise nur zwei oder drei, ist es dadurch einfach beweglicher. Oder wenn man ältere Spieler dabei hat, können die mal eine Pause machen und dann wieder rein.“ Auch Michael Rein, Abteilungsleiter beim TSV Öschingen, sagt: „Uns ist diese Regelung ganz recht. Das ist eine sinnvolle Erweiterung in den unteren Klassen.“

Anfängliche Befürchtungen, dass die neue Rückwechsel-Regel von einer knapp führenden Mannschaft zum Zeitschinden genutzt werden könnte, zerstreuten sich recht schnell. Beschwerden gibt es kaum: „Mir ist nichts bekannt“, sagt Bezirkschef Haug. Auch Öschingens Abteilungsleiter Rein und sein Amtskollege vom VfL Dettenhausen, Dietmar Poos, haben keine einprägsamen Erfahrungen in der Schlussphase gemacht: „Das wird ganz gut gehandhabt“, sagt Rein. „Ich habe sowas noch nie beobachtet oder gehört“, sagt Poos. Und wenn es ein Trainer doch allzu offensichtlich versuchen sollte, dann kann der Schiedsrichter einen Wechsel auch unterbinden – oder mal etwas länger als üblich nachspielen lassen.

Das neue Flexmodell ist da umstrittener: „Wir halten nicht so viel davon“, sagt Öschingens Rein. Bislang hat jedoch nur der SV Weiler in einer E-Mail an den Bezirksvorstand angekündigt, mit seiner zweiten Mannschaft im Laufe der Saison auch mal mit nur 9 Feldspielern kicken zu wollen – allerdings nur, wenn’s gar nicht anders geht.

Deshalb geht Bezirkschef Haug davon aus, dass es nicht allzu viele Teams sein werden, die auf die Flex-Möglichkeit zurückgreifen: „Vielleicht zwei oder drei Mannschaften“, schätzt er. „Mehr werden das sicher nicht.“ Vereinzelt haben Mannschaften schon Vorbereitungsspiele im 9 gegen 9 gemacht. Auch da waren die Reaktionen eher verhalten. Der TSV Öschingen hat’s noch nicht getestet: „Das lassen wir auf uns zukommen“, sagt Abteilungsleiter Rein. „Ich hoffe, dass es selten angewendet wird.“

Auch Dettenhausen hat auf Vorbereitungsspiele mit 9 Spielern verzichtet: „Wir wollen das auch nicht testen“, sagt Abteilungsleiter Poos. Auch er hofft, dass es in der Runde möglichst selten vorkommt. Poos sieht zwar den möglichen Vorteil für Vereine mit zweiten Mannschaften, die immer wieder zu wenige Spieler haben. Für Klubs wie den VfL, die nur eine Mannschaft im Spielbetrieb haben, sind Flex-Spiele aber besonders ungünstig. Denn dann dürfen aus einem Kader mit vielleicht 18 Spielern nur 13 auf den Spielberichtsbogen – der Rest muss zugucken. „Da müsste man mehr auf beide Seiten achten“, sagt Poos. „Das vermisse ich ein bisschen.“

Die Frauen waren im Bezirk beim Thema Flex-Modell übringens Vorreiter: In der Bezirksliga gab’s die Regelung schon in der Saison 2016/17. Der damalige Meistertrainer Marco Motz von der SGM Seebronn/Neustetten fällte nach der Saison ein vernichtendes Urteil: „Aus meiner Sicht hat das wenig mit Fußball zu tun.“

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Erstellt:
01.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 01.09.2018, 01:00 Uhr

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