„Für den Gegner ist es jetzt einfacher“

Bundesliga-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger über die Negativserie des TVR

Seit acht Spielen hat der TV Rottenburg in der Bundesliga kein Spiel mehr gewonnen. Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger spricht vor dem Spiel bei der SGV Lüneburg (Samstag, 20 Uhr) über Widersprüche zwischen Theorie und Praxis, den Abgang des Geschäftsführers und die Verletzung von Dirk Mehlberg.

18.12.2015

Von Tobias Zug

Bundesliga-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger über die Negativserie des TVR

Rottenburg. Seit dem 24. Oktober ist schon einiges Weltbewegendes passiert. Allein in Paris, wo Terroristen kriegerische Angriffe ausgelöst haben und ein als historisch bezeichnetes Klima-Abkommen die Erde retten soll.

Was sich auf dieser Welt seither nicht geändert hat: die Misserfolgsserie der Bundesliga-Volleyballer des TV Rottenburg. Zuletzt gewannen sie vor acht Wochen, also an jenem 24. Oktober, ein Ligaspiel. Das allererste in der Saison gegen die Netzhoppers KW-Bestensee (3:1). Es folgten vier 2:3-Niederlagen, die immerhin noch je einen Punkt gaben, vier Mal gab’s aber keinen Punkt. Und im Pokal scheiterten die Rottenburger in Bühl. Das TAGBLATT konfrontierte Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger vor dem Spiel gegen die SGV Lüneburg mit sechs Fragen.

Ist das die schwierigste Situation in Ihren 13 Jahren als TVR-Coach?

„Da gab es schon schwierigere Situationen, wo wir chancenlos waren und auswärts immer 0:3 unterlagen“, sagt der 43-Jährige, „das Gute jetzt ist ja, dass die Mannschaft ihre Leistung bringt. Das Problem liegt ganz klar im Kopf.“

Wie begründen Sie Ihre Ausage, die Mannschaft spiele besser als in der vergangenen Saison?

„Wir analysieren ja immer und vergleichen die Statistiken – da sind wir meist besser als im Vorjahr.“ Als Beispiel nennt Müller-Angstenberger die Annahme, „aus der wir besser punkten“, auch das Mittelblockspiel. Müller-Angstenberger: „Ich sehe, wie sich Sven Metzger entwickelt, Johannes Elsäßer als Libero, der junge Felix Orthmann wirklich eingeschlagen hat. Es ist alles so widersprüchlich, dass wir Spiele trotzdem so abgeben und Chancen liegen lassen.“

Macht es die Situation nicht noch schwieriger, wenn die Mannschaft ja nicht so schlecht spiele, aber die letzten entscheidenden Sätze derzeit verliert?

„Für den Gegner ist es jetzt natürlich einfacher“, sagt Müller-Angstenberger, „der kann sich auch nach einem 0:2 sagen, immer schön dran bleiben, da ist noch was drin gegen Rottenburg!“ Der Trainer spricht von Unsicherheit, die seine Spieler derzeit befällt. „Glaube und Zweifel sind Geschwisterpaare“, sagt der Trainer, „und bei uns ist grad Zweifel. Aber wir müssen wissen, dass wir selber mit unserem Handeln die Situation ändern.“ Er könne alle Spieler und Fans verstehen, die derzeit unzufrieden sind. „Am Ende des Tages zählen Siege“, sagt er, „aber ich bin auch fest davon überzeugt, dass sich die Erfolge, die wir uns wünschen, einstellen.“

Sie wechseln im Vergleich zu anderen Trainern sehr viel während des Spiels – wäre es zurzeit angebrachter, weniger zu rotieren?

Müller-Angstenberger überlegt einige Sekunden. „Wenn’s nicht läuft, reagiert man halt“, sagt er, „das kann man so und so sehen. Es passiert ja oft aus der Intuition heraus, wenn man was ändert.“

Außenangreifer Dirk Mehlberg spielt wenig, hält sich nach Angriffsschläger immer noch am verbundenen Ellbogen. Wann wird er wieder fit?

„Das ist ein langwieriger Prozess“, sagt Müller-Angstenberger, „das ist so was wie ein Golf-Ellbogen. Dirk muss lernen, damit umzugehen. Ich hoffe, dass er nach Weihnachten zur Rückrunde wieder besser ist.“

Geschäftsführer Daniel Mey verlässt den Klub nach Saisonende, der bisherige Pressesprecher und Teammanager Philipp Vollmer wird sein Nachfolger. Ihre Meinung?

„Das ist eine persönliche Entscheidung von Daniel Mey, dass er nach Köln geht. Das muss man akzeptieren und braucht nicht groß reden“, sagt Müller-Angstenberger. Dass Vollmer dessen Nachfolger werde, habe ihn gefreut. „Er war sofort mein Wunschkandidat. Ich bin sehr, sehr froh, dass er hier noch mehr Verantwortung übernimmt und könnte mir keinen besseren vorstellen.“

Einsatz von Dirk Mehlberg ist noch fraglich

Die SGV Lüneburg um die Ex-TVR-Spieler René Bahlburg und Falko Steinke (derzeit verletzt) war die Sensationsmannschaft der vergangenen Spielzeit. Als Aufsteiger schafften es die „Lünehünen“ bis ins Pokalfinale und ins Halbfinale der Meisterschaft. Diesmal scheiterte die SGV im Pokalwettbewerb wie der TV Rottenburg am TV Bühl. In der Liga steht Lüneburg mit 14 Punkten auf Rang 6. Rottenburg ist mit sieben Punkten Neunter. Die Hinrunde ist noch nicht komplett gespielt (Rottenburg spielt am 16. Januar sein letztes Hinrundenspiel in Friedrichshafen), die Begegnung gegen Lüneburg wurde vorgezogen und ist schon der Rückrunde zuzuordnen. Der TVR muss weiter ohne Moritz Karlitzek auskommen, der Einsatz von Dirk Mehlberg ist noch fraglich.

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Erstellt:
18.12.2015, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 18.12.2015, 01:00 Uhr

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