TAGBLATT-Weihnachtsspendenaktion sammelt für Zirkushaus und Sozial-Kaufhaus

Zambaioni bedeutet für Tübinger: atemberaubende Akrobatik, komische Clowns und mitreißende Musik in einer traumhaften Show. Aber Zambaioni ist noch mehr als Zauber der Manege. Zambaioni ist ein kulturpädagogisches Projekt, in dem Kinder und Jugendliche Akrobatik, Jonglage und andere Zirkuskünste trainieren. Nur ein Teil von ihnen tritt im großen Zirkuszelt auf. „Der Zambaioni ist nicht nur zur Aufführungszeit, sondern das ganze Jahr über ein unglaublich großartiger inklusiver Ort für Kinder und Jugendliche“, sagt Johanna Kreutmayr. Zu Zambaioni gehören nämlich auch Kleinauftritte und Mitmachzirkus, Projekte in Kitas und Schulen, Familienzirkus und Kinderkurse und die Ausbildung zu Jugendtrainern. In allererster Linie ist Zambaioni einfach ein Ort für Sport, Spiel, Tanz, Kreativität und Gemeinschaft. Ein wichtiger Ausgleich zu Schule und Alltag. Ein Angebot, das in Tübingen ziemlich begehrt ist. „Aufgrund der räumlichen Begrenztheit können wir aber jedes Jahr nur einem Bruchteil der interessierten Kinder einen Kursplatz anbieten“, sagen die beiden Vorsitzenden von Zambaioni, Gaby Müller und Johanna Kreutmayr. Alleine im laufenden Jahr mussten sie rund 250 Kindern eine Absage für einen Platz in den Kursen erteilen.

Die hohe Nachfrage, verbunden mit der Raumnot, ist nicht neu für das Zirkusprojekt. Seit 2015 sucht der Verein nach geeigneten Räumen. Nun ist eine Lösung in Sicht: Der Verein hat die Möglichkeit, bei einer Baugemeinschaft mit der GWG und der Stadt Tübingen in der Südstadt mitzumachen. Gegenüber des Loretto-Viertels, wo einst im „Palazzo“ Autos verkauft wurden, soll neben Wohnungen auch eine Sporthalle entstehen, die von Vereinen und der Schule genutzt werden kann. Vor allem aber soll sie der neue Trainingsort für den Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni werden. Neben dieser Sporthalle will Zambaioni seine Geschäftsstelle und eigene Bewegungsräume bauen. Mitten im Quartier, mit Schulen in direkter Nachbarschaft, mit Kitas, Wohnprojekten für geflüchtete Menschen und inklusiven Einrichtungen könnte also das Projekt „Zirkushaus Zambaioni“ verwirklicht werden.

Für die Umsetzung des Projekts benötigt der Verein aber Geld: Nach dem derzeitigen Planungsstand etwa 2,2 Millionen Euro. Das Finanzierungskonzept sieht eine Mischfinanzierung aus einem Kredit, Förderung über den Württembergischen Landessportbund und angebunden daran einer städtischen Baukostenförderung sowie Förderung über Stiftungsgelder und Spenden vor. Den Finanzierungsbedarf über die Stiftungen und Spenden schätzt der Verein auf 1,3 Millionen Euro. „Rund 500 000 Euro davon müssen wir über Spenden realisieren“, sagt Kreutmayr. „Mit Hilfe der Spenden der TAGBLATT-Leserinnen und Leser hoffen wir, einen weiteren Schritt bei der Finanzierung unseres Projektes voran zu kommen. Damit können wir in Zukunft noch mehr Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, an unseren Angeboten teilzunehmen“, sagt Müller.

TAGBLATT-Verlegerin Elisabeth Frate liegen Projekte zugunsten von Kindern immer sehr am Herzen. Sie hofft, dass nach der außerordentlich erfolgreichen Sammlung des vergangenen Weihnachtsspendenprojekts auch in diesem Jahr die Spendenbereitschaft wieder so hoch ist. „Beide Projekte sind sehr sinnvoll“, sagt sie, „ich würde mich freuen, wenn die Leserinnen und Leser das auch so sehen.“

Ein Kaufhaus für den Landkreis

Das zweite Projekt, das auf Spenden angewiesen ist, kommt diesmal aus Rottenburg, ist aber für alle Bewohner des Landkreises Tübingen gedacht: Ein Sozial-Kaufhaus in der Bahnhofstraße 7 in der Rottenburger Fußgängerzone. Der Rottenburger Verein „RastHaus“, Anlaufstelle für Menschen in Notlagen, mit Unterkunft, Begegnungsstätte und Beratung, wird ab Anfang 2024 beginnen, in dem 300 Quadratmeter großen Ladengeschäft Waren anzubieten, die ausschließlich gespendet wurden – Klamotten, Haushaltsartikel, Einrichtungsgegenstände, Spielwaren. Außerdem soll das neue Kaufhaus auch eine Art Begegnungsstätte werden. Geplant ist ein kleines Selbstbedienungscafé.

Die Idee zu diesem Kaufhaus, das nicht Sozial-Kaufhaus heißen wird, sondern „Karos“, entstand vor dem Hintergrund, dass die Kleiderkammer des auf Spendenbasis finanzierten Vereins aus allen Nähten platzt. Dazu kommt: „Wo sollen die Leute hingehen im kommenden Jahr, jetzt, wo bekannt wurde, dass das Gebrauchtwarenkaufhaus Intro schließen wird“, sagt Claudia Pfister von der Sozialeinrichtung „Oase-Rottenburg“. „RastHaus“ ist ein Kooperationsverein der Oase.

„Die TAGBLATT-Spendenaktion würde das Sozial-Kaufhaus unterstützen, sich gesellschaftlich wie räumlich neuen Kreisen von Kundinnen und Kunden und von Spenderinnen und Spendern zu öffnen“, sagt Julia Mildner-Powell, Geschäftsführerin der Oase. Und vor allem könnten durch die Spenden die Kosten für die Ersteinrichtung gedeckt werden, hofft der Verein. Für eine gute Startphase, die eine zukunftsfähige Aufstellung des Kaufhauses gewährleisten soll, benötigt der Verein rund 50 000 Euro.