Gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule

„Wir wurden nie informiert“

OB Stephan Neher musste sich im Gemeinderat für seinen Offenen Brief an Kultusministerin Susanne Eisenmann rechtfertigen.

27.07.2017

Von Ulrich Eisele

„Etwas seltsam“, fand es Margarete Nohr, dass der Gemeinderat von Stephan Nehers Offenem Brief an Kultusministerin Susanne Eisenmann überhaupt nichts gewusst habe – zumal der Oberbürgermeister von „wir“ gesprochen, den Brief also im Namen der Stadt geschrieben habe. „Wir wurden nie informiert und gefragt“, wunderte sich die SPD-Gemeinderätin am Dienstagabend in öffentlicher Sitzung. OB Neher hatte die Kultusministerin im Brief gebeten, den Antrag der Stadt Tübingen zur Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Gemeinschaftsschule West abzulehnen (wir berichteten).

„Ich habe mich selbst gewundert, dass wir überhaupt gefragt wurden“, antwortete Stephan Neher. Über das Thema gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule West werde im Kreistag schon lange diskutiert. Vertreter der Stadt Rottenburg seien am 11. Juli zu einem Schlichtungsgespräch ins Regierungspräsidium eingeladen worden und hätten dort ihre Bedenken gegen die Einführung vorgetragen. „Die haben uns zwar angehört, aber dann gesagt, den Antrag schicken wir trotzdem so nach Stuttgart“, schilderte Neher das Ergebnis. Mit dem Offenen Brief habe er dafür sorgen wollen, dass die Bedenken der Stadt Rottenburg nicht ungehört verhallen.

Inhaltlich begründete Neher seinen Widerstand gegen die gymnasialen Oberstufe an der Gemeinschaftsschule West etwas ausführlicher als in seinem Offenen Brief: Dort hatte er geschrieben: „Die Möglichkeit einer gymnasialen Oberstufe an der Gemeinschaftsschule West in Tübingen würde dazu führen, dass weniger Schüler das Angebot der beruflichen Gymnasien wählen und somit die Anmeldezahlen nicht ausreichen würden, dass alle Profile an beiden Standorten der Berufsschulen (in Tübingen und in Rottenburg am Neckar) erhalten werden können.“

Mündlich führte er nun aus, dass sich der Kreistag nach seiner Kenntnis der dortigen Kräfteverhältnisse beim Wegfallen eines Berufsschul-Profils mit Sicherheit gegen Rottenburg und für Tübingen entscheiden würde. „Der Kreistag würde sicherlich sagen, wenn ein Profil wegfallen muss, dann das am kleineren Standort“, erläuterte Neher. Darauf habe er mit dem Offenem Brief an Kultusministerin Susanne Eisenmann „frühzeitig hinweisen“ wollen.

Ein Disput entspann sich zwischen Neher und Linken-Stadtrat Emanuel Peter um die Frage, ob Nehers Voraussetzungen überhaupt stimmen. Dass ein Berufsschul-Profil wegfallen würde, wenn die gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule West eingeführt würde, habe er dem Gutachten von Prof. Thorsten Bohl entnommen, sagte Stephan Neher. In diesem Gutachten sei aber die neueste Entwicklung der Schülerzahlen nicht berücksichtigt, widersprach Emanuel Peter, und die gingen derzeit nach oben.

„Warum ist es nicht möglich gewesen, uns wenigstens frühzeitig im Sozialausschuss über das Thema zu informierten“, hakte Margarete Nohr nach, und auch Stadtrat Jörg Bischof (Grüne) forderte: „Wir sollten darüber im Sozialausschuss diskutieren.“

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Erstellt:
27.07.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 18sec
zuletzt aktualisiert: 27.07.2017, 01:00 Uhr

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