Straßenverkehr · Eine Umleitungsrundreise durchs Gäu
Umleitung im Gäu: Ortskenntnis, Navi oder den Schildern nach? Einige Schilder irritieren
Zum Glück hält sich das Verkehrsaufkommen im Gäu ferienbedingt noch in Grenzen, sonst würde sich manche nicht eindeutige Umleitungsbeschilderung schlimmer auswirken, als es bisher der Fall ist.
Erforderlich sind die Umleitungen, weil die Ortsumfahrung Ergenzingen B28a in zwei Bauabschnitten einen neuen Belag erhält. Bis Anfang September soll das geschehen sein.
Das TAGBLATT machte eine Rundfahrt durchs Gäu, von Rottenburg aus zunächst Richtung Horb und von (fast) dort Richtung Autobahn und Tübingen. Die Umleitung Richtung Horb beginnt am Abzweig der Ortsumfahrung Ergenzingen Richtung Nagold. Das ist die Landesstraße 361. Nördlich von Baisingen weist die Umleitungsbeschilderung in eben diesen westlichsten Rottenburger Stadtteil. Über die Mötzinger Straße fahren wir vorbei am Friedhof und erreichen gleich die große Kreuzung in Baisingens Ortsmitte.
Ein paar Meter vor der Kreuzung weisen die Umleitungsschilder nach rechts Richtung „Freudenstadt/Horb“. Ortskundige wissen, das ist die Straße nach Vollmaringen. Ortskundige und vermutlich alle die, die sich von einem Navigationsgerät leiten lassen, fahren geradeaus über die Kreuzung über Göttelfingen nach Eutingen und von dort nach Horb. So sieht es zumindest aus, denn fast alle großen Lastwagen nehmen diesen Weg, der auch außerhalb von Baustellenzeiten an der Kreuzung so beschildert ist. Wir fahren gehorsam die Umleitungsstrecke nach Vollmaringen.
In Vollmaringen ginge es nochmal links ab nach Göttelfingen und Eutingen. Außer dem TAGBLATT-Reporter scheint kaum jemand die ausgewiesene, ziemlich lange Umleitung zu nutzen: Über Vollmaringen und Hochdorf nach Eutingen ist viel Landschaft zu sehen, kaum Verkehr.
Rechts abbiegen geht schneller
Die Verkehrsplaner, sagt Baisingens Ortsvorsteher Horst Schuh, wollten vermeiden, dass die Autos in Nord-Süd-Richtung und auch umgekehrt über die vorfahrtsberechtigte Ortsdurchfahrt (Ergenzinger und Kaiserstraße) müssen, also stets wartepflichtig wären. Deshalb meint Schuh auch, dass die Anordnung des Landratsamts für den Verkehr aus Süden nicht richtig umgesetzt wurde: Von der Göttelfinger Straße sollte es rechts ab Richtung Ergenzingen gehen. Doch am Mittwoch noch wurde der Weg über die Kreuzung Richtung Mötzingen empfohlen. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, die Vorfahrt auf der zentralen Baisinger Kreuzung für die Dauer der Umleitung um 90 Grad zu drehen.
Doch Horst Schuh sagt auch: Die Bauarbeiten dauern nur drei Wochen, der unangenehme Mehrverkehr, der Baisingen plötzlich wieder viele Lastwagen beschert, wird bald wieder ein Ende haben.
In der Gegenrichtung von Horb über Eutingen zum Autobahnanschluss Ergenzingen/Rottenburg und nach Tübingen kommt zuerst eine eindeutige Umleitungsanordnung in der Hauptstraße (B14) nach rechts in die Marktstraße. Geradeaus sei es nur frei bis „DHL“, also bis zum Frachtzentrum. Für Unsicherheit sorgt dann der zweite der beiden Kreisverkehre zwischen Eutingen und Rohrdorf. Zuerst erfährt der Autofahrer, dass es nicht wie üblich nach links zur Autobahn geht. Wohin er stattdessen lenken muss, wird ihm verheimlicht. Nach dem bei Quiz-Sendungen so beliebten Ausschlussverfahren bleibt nur die Richtung Rohrdorf – aber ist Autofahren ein Quiz?
Missverständliches im Kreisel
Eine zweite Beschilderung im Kreisel steht so unglücklich, dass offensichtlich nicht wenige Leute die zweite statt der ersten Ausfahrt genommen haben. Die gelangten dann zum Bahnhof Eutingen und fanden sich bald auf dem Weg Richtung Horb/Freudenstadt. Doch von dort kamen sie her. Ein ehemaliger Polizist rief uns an und berichtete von Lastwagen, deren Fahrer mehrfach stoppten, um sich des Wegs zu vergewissern. Das dritte Schild im Kreisverkehr hatte lediglich ein Umleitungsschild Richtung Rohrdorf. Der Hinweis, dass es dort auch zur Autobahn und nach Tübingen geht, wäre sehr hilfreich.
Das Landratsamt Tübingen, das ein Unternehmen mit der gesamten Ausschilderung beauftragt hatte, gab auf unsere Anfrage zu, dass diese Wegweisung „in der Tat missverständlich“ war. Dort im Eutinger Kreisel sei bereits am Mittwochnachmittag nachgebessert worden. Nach Baisingen wolle ein Vertreter heute fahren.
Nochmal Zweifel in Ergenzingen
Wer den Weg nach Rohrdorf richtig gewählt hat, findet über Weitingen und vorbei an Eckenweiler leicht nach Ergenzingen. Dort wundert er sich allerdings noch einmal, weil ihm zwei Schilder den Weg zur Autobahn und nach Tübingen sowohl geradeaus als auch nach rechts weisen. Aber das sorgt höchstens für Verunsicherung und gegebenenfalls für stockende Fahrt, denn beide Richtungen führen zum richtigen Ziel. Die Umleitung leitet durchs Gewerbegebiet „Ergenzingen-Ost“. An dessen Ende verdeckt lediglich noch ein Wohnmobil die große Wegweisertafel. Aber wie es aussieht, parkt es nicht verbotswidrig.