Dagur Sigurdsson vertraut auf den Rat seiner Co-Trainer Axel Kromer und Alexander Haase

Die Ideenflüsterer im Hintergrund

In der Halbzeitpause schlugen die Co-Trainer Axel Kromer und Alexander Haase Dagur Sigurdsson einen riskanten Plan vor. Der Bundestrainer hört auf ihren Rat, ging das Risiko ein und wurde mit dem Sieg belohnt.

20.01.2016

Von SEBASTIAN SCHMID

In regem Austausch: Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat auch während der Spiele immer ein offenes Ohr für die Ideen seines Co-Trainer Axel Kromer (li.). Foto: Imago

In regem Austausch: Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat auch während der Spiele immer ein offenes Ohr für die Ideen seines Co-Trainer Axel Kromer (li.). Foto: Imago

Breslau. Am Tag nach dem 27:26-Sieg gegen Schweden war Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson sogar zu Scherzen aufgelegt. Angesprochen auf das Lob, das er seinen Co-Trainern für die Idee ausgesprochen hat, nach der Halbzeit auf eine 4:2-Abwehr umzustellen, meinte er: "Ich habe sie nicht gelobt. Ich habe nur gesagt, dass die Idee von ihnen kam. Dafür sind sie ja da." Ein Schmunzeln konnte er sich dabei aber nicht verkneifen.

Bereits vor der Handball-EM hat Sigurdsson die Bedeutung von Axel Kromer und Alexander Haase hervorgehoben: "Sechs Augen sehen mehr als zwei", sagte der Isländer schon mehrmals - und das aus gutem Grund. "Der Handball ist so schnell und komplex geworden, dass keiner alleine mehr ein Spiel leiten kann", sagt Kromer.

Im Wechsel mit Haase bereitet der 39-Jährige die Länderspiele vor. Für die Schweden-Partie war er verantwortlich. Dafür beobachtete Kromer auch den 23:21-Auftakt-Sieg der Skandinavier gegen Slowenien, auf das Deutschland heute trifft (17.15 Uhr/ZDF). Dabei sah er, dass sich die Schweden gegen die offensive Deckung schwer taten.

Als dann sowohl die 5:1- als auch die 6:0-Abwehr in der ersten Halbzeit gegen Schweden nicht den erwünschten Erfolg brachten, schlugen Haase und Kromer Sigurdsson in der Halbzeit eine 4:2-Abwehr vor. "Das war ein bisschen alles oder nichts", gibt Sigurdsson zu. Doch das Risiko zahlte sich aus. Binnen fünf Minuten hatte sein Team einen Vier-Tore-Rückstand aufgeholt und übernahm die Kontrolle. Schlüsselspieler in der zweiten Hälfte waren der sensationell haltende Andreas Wolff und Finn Lehmke, der wie aufgedreht verteidigte. "Seine Abwehrleistung war überragend", lobte Sigurdsson und verzieh dem 23-Jährigen deshalb sogar, dass er kurz vor dem Ende völlig frei vor dem Tor die Chance auf die Vorentscheidung vergab. "Den hätte auch Uwe Gensheimer verwerfen können", nahm der Bundestrainer den Längsten im Team (2,10 Meter) in Schutz.

Die Umstellung auf die 4:2-Deckung war in der Tat riskant. Denn trainiert haben die Deutschen diese Formation vorher in dieser Art nicht. Dass dann gleich im ersten Angriff nach der Umstellung der 19-jährige Lukas Nilsson, dessen Wechsel zum THW Kiel gestern bekannt gegeben wurde, völlig frei zum Wurf kam, hätte üble Folgen haben können. "So etwas kann ein Spiel emotional kippen lassen", sagt Kromer, der mit seiner Familie in Mössingen bei Tübingen wohnt. Doch die junge DHB-Truppe ließ sich davon ebenso wenig aus dem Konzept bringen wie von der Umstellung auf die ungewöhnliche Abwehrformation.

Dass Sigurdsson in der Halbzeit auf den riskanten Vorschlag seiner Co-Trainer gehört hat, spricht für ihn. "Es macht wirklich Spaß mit ihm zu arbeiten", sagt deshalb Kromer: "Dagur freut sich immer über kreative Ideen." Letztlich muss aber Sigurdsson entscheiden, was getan wird - er muss ja als Bundestrainer auch dafür geradestehen.

Direkt nach dem Schweden-Spiel verschwanden Kromer und Haase auf ihre Hotelzimmer. Bis vier Uhr morgens bereiteten sie die Aufarbeitung des Schweden-Spiels sowie die Taktik gegen Slowenien vor. Mal sehen, ob das Trainer-Trio eine weitere Überraschung parat hat.

Die Ideenflüsterer im Hintergrund

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Erstellt:
20.01.2016, 08:31 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 20.01.2016, 08:31 Uhr

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