Viva Polonia
Pompöse Eröffnungsfeier
Noch nie ist eine Handball-EM so pompös eingeläutet worden, wie die Titelspiele an diesem Wochenende in Breslau. Dass die Feierlichkeiten, die sich das ganze Wochenende über hinzogen, gar nicht der Sportveranstaltung galten, sondern die feierliche Auftaktveranstaltung zur Kulturhauptstadt 2015 waren, störte die über 5000 Handball-Fans aus Deutschland, Schweden, Slowenien und Spanien nicht. Sie waren eingeladen mitzufeiern - und folgten dieser Aufforderung gerne.
Mit über 100 Veranstaltungen legte sich Breslau, das die Polen 1945 in Wroclaw umbenannten, am Eröffnungswochenende richtig ins Zeug. Noch am Sonntagmittag wurde die gesamte Innenstadt lautstark von den Proben für den Höhepunkt des Abends beschallt. Die Anwohner nahmen es gelassen zur Kenntnis, sie sind stolz auf ihre Stadt, die gemeinsam mit dem spanischen San Sebastián ein Jahr lang Europas Kulturhauptstadt ist. Über 1000 Veranstaltungen, darunter ein Jazz-Festival, eine Literatur-Nacht, ein Theater-Marathon und ein Konzert des italienischen Komponisten Ennio Morricone, werden bis Dezember in Breslau stattfinden. Sechs Millionen Besucher erhofft sich die Stadt dadurch.
Der Auftakt war schon einmal vielversprechend. Überall waren kleine Pavillons und Feuerstellen aufgestellt, vor denen die Leute musizierten, sangen, tanzten und gemeinsam Glühwein tranken. Die Häuser rund um den zentralen Marktplatz waren abends bunt illuminiert und sahen aus, als ob sie frisch der Augsburger Puppenkiste entsprungen wären. Die Bewohner versammelten sich auf dem Platz, um sich und ihr Wroclaw zu feiern.
Der Höhepunkt des Wochenendes war die Performance "Erwachen" des britischen Regisseurs Chris Baldwin, bei der 1300 Künstler aus vier Richtungen auf den Marktplatz zogen, um dort gemeinsam das einzuläuten, was Krzysztof Maj, Festivaldirektor des Europäischen Kulturjahrs, als "das wichtigste Jahr in der Nachkriegsgeschichte Breslaus" bezeichnete.
Nach dem Auftaktwochenende ist es nun etwas ruhiger geworden. Doch der erste Eindruck, den Breslau in diesen Tagen bei seinen Besuchern hinterlassen hat, ist beeindruckend.