Jeann Moreau ist mit 89 Jahren gestorben.

Der Glamour der Intelligenz

Femme fatale und Komödiantin: Jeanne Moreau spielte nie für ihre Karriere, es ging ihr immer um Lebenserfahrung. Nun ist sie mit 89 Jahren gestorben.

01.08.2017

Von AFP

Jeanne Moreau an ihrem 80. Geburtstag, den sie 2008 beim Festival Premiers Plans in Angers feierte. Die Schauspielerin ist jetzt im Alter von 89 Jahren in Paris gestorben. Foto: afp

Jeanne Moreau an ihrem 80. Geburtstag, den sie 2008 beim Festival Premiers Plans in Angers feierte. Die Schauspielerin ist jetzt im Alter von 89 Jahren in Paris gestorben. Foto: afp

Paris. Mit ihrer sinnlichen Schönheit und ihrer unvergleichlichen rauen Stimme verzauberte sie Regisseure und Publikum gleichermaßen. Mehr als 130 Filme drehte Jeanne Moreau im Laufe ihrer langen Karriere, darunter Klassiker wie „Fahrstuhl zum Schafott“ und „Jules und Jim“. Sie arbeitete mit Regie-Größen wie Orson Welles, François Truffaut, Louis Malle, Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder zusammen, führte selbst Regie und nahm als Sängerin mehrere Platten auf. Jetzt ist die französische Leinwand-Legende im Alter von 89 Jahren gestorben.

„Ich habe vieles abgelehnt, ich habe keine Karriere gemacht, ich habe vor allem gelebt“, sagte die Ikone der Nouvelle Vague 2008 anlässlich ihres 80. Geburtstags. Sie halte sich selbst für „faul und unentschlossen“. „Mit einem Mal stelle ich fest, dass ich trotz dieser scheinbaren Lässigkeit viele Sachen gemacht habe.“

Viele Sachen, das ist schon eine gewaltige Untertreibung für Moreaus beispiellose Kinokarriere. Sie spielte in einigen der bedeutendsten französischen Filme mit, gewann den französischen Filmpreis César, wurde beim Festival von Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet und 1998 mit einem Oscar für ihre Lebenswerk geehrt. Orson Welles bezeichnete sie einmal als „die beste Schauspielerin der Welt“.

Geboren wurde Moreau am 23. Januar 1928 in Paris, ihr Vater war Gastronom, ihre Mutter eine britische Tänzerin. Früh rieb sie sich an ihrem Vater, dem sie ein rückständiges Frauenbild vorwarf. Gegen seinen Willen besuchte sie das Pariser Konservatorium und lernte Schauspiel. Mit 19 Jahren gab sie ihr Debüt am Pariser Theater Comédie-Française, dem heiligen Gral der französischen Schauspielkunst.

In Filmen gab Moreau häufig rebellische, freiheitsliebende Charaktere. Ihren großen Durchbruch feierte sie 1957 mit Louis Malles Kultfilm „Fahrstuhl zum Schafott“, in dem sie ihren Liebhaber überredet, ihren Ehemann zu ermorden, und später zum melancholischen Jazz von Miles Davis durch Paris irrt.

Im Folgejahr drehte sie ebenfalls mit Malle „Die Liebenden“, sie spielt eine vernachlässigte Ehefrau auf der Suche nach Abenteuer, Freiheit und Liebe. Die freizügige Liebesszene zum Ende des Films sorgte für einen Skandal. In Truffauts „Jules und Jim“ gab Moreau 1962 eine junge Frau, die sich nicht zwischen zwei befreundeten Männern entscheiden kann.

Auch abseits der Leinwand sorgte Jeanne Moreaus Liebesleben immer wieder für Schlagzeilen. Die Darstellerin, die mit den Regisseuren Jean-Louis Richard und William Friedkin („French Connection“) verheiratet war, hatte eine Reihe von Affären. „Ich habe meine Freiheit ausgelebt“, verriet sie einmal mit ihrer tiefen Stimme, die auch vom Konsum zahlloser Zigaretten geprägt wurde. „Ich bin immer als Erste gegangen, ich mag es nicht, verlassen zu werden.“

Zu ihren Eroberungen gehörte nicht nur Louis Malle, sondern auch der homosexuelle Modedesigner Pierre Cardin. „Ich wusste, dass er eine Frau lieben kann“, sagte Moreau zu der Liaison. „Ich musste geduldig und sanft sein, durfte ihm keine Angst machen.“ Später sagte Moreau, sie sei stets auf der Suche nach der „tiefen Liebe“ gewesen: „Mein Leben war voller Versuche und Erfahrungen, um zu lernen, was lieben bedeutet.“

Als Schauspielerin blieb Moreau bis ins hohe Alter aktiv, ihren letzten Films drehte sie 2015. Am Montag wurde sie tot in ihrer Pariser Wohnung gefunden. Sie soll im engsten Kreis beigesetzt werden. afp

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Erstellt:
01.08.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 01.08.2017, 06:00 Uhr

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